Freitag, 16. Oktober 2015

So gesehen: Darf es ein bisschen mehr sein?

"Hallo, Frau Priester. Wie viele Pflaumen dürfen es denn heute sein?“ Der Katholik am Obst- und Gemüsestand, glaubt, nicht richtig zu hören. Hat er Bohnen in den Ohren? Oder hat er etwas verpasst. Denn seines Wissens nach gibt es in der römisch-katholischen Kirche weder weiblichen Priester noch dürfen Priester Ehefrauen haben. Oder sollte über Nacht ein Wunder geschehen sein und der Papst verkündet haben: „Frauen dürfen Priester und Priester dürfen Ehemänner werden.“

Was so manchem konservativen Kirchenführer als Alptraum erscheinen mag, könnte für manchen pflichtzölibatären Priester und so manche geistlich begabte Frau zum Traum werden.

Vielleicht würde die Kirche ja mal ein himmelblaues Wunder erleben, wenn ihre Diener und Dienerinnen Liebe, Barmherzigkeit und Mitmenschlichkeit in allen Lebens- und Alltagsbereichen konsequent leben könnten. Man stelle sich eine Frau Priester vor, die ihre männlichen Amtsbrüder mit ihrem weiblichen Pragmatismus verblüffen und auf neue Wege führen würde. Ganz zu schweigen von der Frau Priester, die ihren geistlichen Gatten zwischen Predigt und Gottesdienst mit alltäglichen Liebes-diensten wie Haushalt und Hausaufgabenhilfe auf den Boden der Tatsachen holen würde. Das wäre am Ende vielleicht ja fast so etwas, wie der Himmel auf Erden. Was wohl Frau Priester dazu sagen würde? Doch sie war schon am nächsten Markstand, ehe ich sie hätte fragen können. Denn als Frau, die mitten im Leben steht, weiß sie: Der Mensch lebt auch nicht vom Wort allein. 


Dieser Text erschien am 12. Oktober in der Neuen Ruhr Zeitung

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