Freitag, 2. Oktober 2015

So gesehen: Armes Würstchen oder alles Käse

Wenn man schon mehr als dreimal-drei Jahre auf dieser Welt verbringt, weiß man, dass es irgendwie immer wieder um die Wurst geht. Mal hat man Glück im Leben und bekommt das dicke Ende von der Wurst und mal hat man Pech und kommt sich vor, wie ein armes Würstchen. Denn der Metzger meines bisherigen Vertrauens hatte mir eine Mettwurst verkauft, die derart versalzen und überwürzt schmeckte, dass sie mir im Halse stecken blieb.

„So ein Käse“, dachte ich mir und werde demnächst des Metzgers ungenießbare Mettwurst lieber ungenossen links liegen lassen, um mich am milden Gouda zu laben, zumindest so lange, bis mir der nächste Hans Wurst eine ranzige Scheibe Käse verkauft. Denn alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei und ich steige dann vielleicht doch lieber auf Marmelade oder Leberwurst um, solange sie mir nicht zu süß oder zu fettig sind.

Da fällt mir ein: Vielleicht war ja auch nicht ich, sondern der Metzger das arme Würstchen, weil er vielleicht Liebeskummer hatte und die Mettwurst deshalb so grausam versalzen und überwürzt hat. Grimmig genug schaute er auf jeden Fall drein, als ich ihm das Objekt meiner Reklamation auf seine Theke legte.


Dieser Text erschien am 17. September 2015 in der Neuen Ruhr Zeitung

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