Wie selbstverständlich die Ökumene 500 Jahre nach Martin Luthers
Thesenanschlag in Wittenberg und 52 Jahre nach dem Ende des Zweiten
Vatikanischen Konzils geworden ist, zeigte die Fastenpredigt, die der
ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland,
Nikolaus Schneider, zum Beginn der Karwoche in der katholischen
Stadtkirche St. Mariae Geburt hielt. Etwa 600 Zuhörer füllten die
Kirchenbänke fast bis auf den letzten Platz und nahmen einen starken
geistlichen Impuls mit nach Hause. Ihr Applaus war des Predigers
Lohn. Auch mit Blick auf den Krieg in Syrien, den sexuellen
Missbrauch von Kindern und die im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge,
stellte der ehemalige Präses der Rheinischen Landeskirche fest:
„Der
Karfreitag ist für viele Menschen ein Anstoß und ein Ärgernis. Sie
fragen sich angesichts von Tod, Leid und Ungerechtigkeit: Warum
greift Gott nicht ein?“ Für sich selbst und seine christlichen
Glaubensgeschwister gab Schneider die Antwort: „Mit Christus hat
sich der liebende Gott uns Menschen gerade in unserem Leid und
unserer Sünde zugewandt. Damit ist nicht die Sünde, aber der Sünder
vor Gott gerechtfertigt.“ Das bedeute nicht, so Schneider weiter,
„dass uns Gott unsere Kreuzwege und Katastrophen erspart, aber uns,
wie Jesus selbst durch das Leid hindurch zu neuem und dauerhaftem
Leben trägt.“
Damit
gebe er auch dem sündigen Menschen die Gewissheit, „dass Gott mich
nicht gott- und trostlos zurücklässt, sondern mir die Einsicht
schenkt: Ich kann anders werden. Ich kann Gott in mir wirken lassen.
Ich kann um Vergebung bitten und so auch selbst anderen vergeben.“
Dieser Text erschien am 15. April 2017 im Neuen Ruhrwort
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