Samstag, 15. April 2017

Der Karfreitag ist für viele Menschen ein Anstoß und ein Ärgernis

Hinter bzw. neben Nikolaus Schneider sieht man den Stadtdechanten Michael Janßen und die evangelische
Pfarrerin Dagmar Tietsch-Lipski, die dem Kreissynodalvorstand des ev. Kirchenkreises an der Ruhr angehört.

Wie selbstverständlich die Ökumene 500 Jahre nach Martin Luthers Thesenanschlag in Wittenberg und 52 Jahre nach dem Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils geworden ist, zeigte die Fastenpredigt, die der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, zum Beginn der Karwoche in der katholischen Stadtkirche St. Mariae Geburt hielt. Etwa 600 Zuhörer füllten die Kirchenbänke fast bis auf den letzten Platz und nahmen einen starken geistlichen Impuls mit nach Hause. Ihr Applaus war des Predigers Lohn. Auch mit Blick auf den Krieg in Syrien, den sexuellen Missbrauch von Kindern und die im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge, stellte der ehemalige Präses der Rheinischen Landeskirche fest:

Der Karfreitag ist für viele Menschen ein Anstoß und ein Ärgernis. Sie fragen sich angesichts von Tod, Leid und Ungerechtigkeit: Warum greift Gott nicht ein?“ Für sich selbst und seine christlichen Glaubensgeschwister gab Schneider die Antwort: „Mit Christus hat sich der liebende Gott uns Menschen gerade in unserem Leid und unserer Sünde zugewandt. Damit ist nicht die Sünde, aber der Sünder vor Gott gerechtfertigt.“ Das bedeute nicht, so Schneider weiter, „dass uns Gott unsere Kreuzwege und Katastrophen erspart, aber uns, wie Jesus selbst durch das Leid hindurch zu neuem und dauerhaftem Leben trägt.“

Damit gebe er auch dem sündigen Menschen die Gewissheit, „dass Gott mich nicht gott- und trostlos zurücklässt, sondern mir die Einsicht schenkt: Ich kann anders werden. Ich kann Gott in mir wirken lassen. Ich kann um Vergebung bitten und so auch selbst anderen vergeben.“

Dieser Text erschien am 15. April 2017 im Neuen Ruhrwort

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