Dass Frohsinn und Frohe Botschaft zwei Seiten der gleichen
Medaille sind, zeigte sich am 22. Januar, als die Karnevalisten in St.
Engelbert ihre närrische Festmesse feierten. Anschließend lud die aus der
Kolpingfamilie Broich-Speldorf hervorgegangene
Karnevalsgesellschaft Blau Weiß im Gemeindesaal von Herz Jesu an der
Ulmenallee zu ihrem Jubiläumsempfang. „1947 hatten die Menschen nicht viel zu
lachen angesichts der Not und der harten Wiederaufbauarbeit, die geleistet
werden musste. Dennoch nahmen sich die Kolpingbrüder damals ein Herz und
gründeten eine Karnevalsabteilung, damit die Menschen wenigstens für einige
Stunden im Karneval die Sorgen des Alltags vergessen konnten“, blickte
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft auf das Gründungsjahr
der zweitältesten und derzeit 250 Mitglieder zählenden Gesellschaft Mülheims.
Kraft selbst, ist, ebenso wie der Bezirksbürgermeister
Hans-Josef Hüßelbeck, Mitglied und Ehrensenator der Blau Weissen. „Haben wir
auch in Zukunft den Mut, Menschen in bester Narren-Manier den Spiegel
vorzuhalten und dabei uns selbst und den Karneval nicht zu ernst zu nehmen“,
wünschte er seine Gesellschaft zum Geburtstag und zitierte dabei den Ritter
wider den tierischen Ernst, Norbert Blüm: „Wer tierisch ernst das Leben nimmt,
ist eines Tages ganz bestimmt am Ende seiner Narretei und alle ziehen an ihm
vorbei.“
Blau-Weiß-Präsident und Ex-Prinz Thomas Straßmann zeigte mit
einem flotten Begrüßungslied: „70 Jahre und kein bisschen leise. 70 Jahre in
der Narretei immer vorne dabei“, warum er als singender Prinz in die närrischen
Analen der Stadtgeschichte eingegangen ist. Besonders gerne nutzte er den
Jubiläumsempfang, um seinen langjährigen und verdienten Amtsvorgänger Klaus
Vieten mit dem Verdienstorden der Gesellschaft auszuzeichnen
Dass auch Gott eine Karnevalist ist, steht für den Katholiken
und Karnevalisten Klaus Groth, der zusammen mit Kerstin Schattke von den
Mölmschen Houltköpp in dieser Session das Stadtprinzenpaar stellt, außer Frage:
„Der liebe Gott hat uns lieb und er will, dass wir dort, wo er uns hin gestellt
hat, fröhlich leben und arbeiten und bestimmt schaukelt er im Himmel heimlich
mit“ sagte Prinz Klaus I. bei der von 350 Jecken besuchten Närrischen Festmesse
in St. Engelbert. Die mit dem Prinzenorden ausgezeichnete Kirchenmusikerin Birgit Höfel bewies mit
ihren Orgelvariationen zu: „Es war einmal ein treuer Husar“, „Schütt die Sorgen
in ein Gläschen Wein“ und „Wir lassen den Dom in Kölle“, dass die Königin der
Instrumente auch für Karnevalslieder in der Kirche bestens geeignet ist.
Für seine pointierte
und perfekt gereimte närrische Kanzelrede, in der Gastgeber Pastor Michael
Clemens aus Eppinghofen, Heiteres und Ernstes über Krieg und Frieden, Reichtum
und Armut, Flüchtlingsarbeit und Stadtentwicklung, aber auch über den laufenden
Pfarreientwicklungsprozess zu sagen wusste, wurde er mit dem Prinzenorden und
mit dem Titel eines Ehrensenators des Mülheimer Karnevals belohnt. Damit konnte
ihn sein evangelischer Konzelebrant, Pfarrer Michael Manz aus Styrum, als
Ordensbruder begrüßen. Kritisch setzte sich Clemens auch mit der Zukunftsstrategie
des Ruhrbistums und seiner Leitung auseinander, wenn er in seiner büttenreifen
Predigt kritisierte, „wie ein Bistum, dem das Wasser bis zum Halse steht,
seinen Gemeinden behände den Geldhahn zugedreht. Gespart wird auf Teufel komm
heraus. So sieht Pfarreientwicklungsprozess wirklich aus. Das Grundproblem, ihr
sollt es ruhig denken: Zu viele taten sich den Glauben schenken. Wo sonntags
die Messen voll und der Glaube tut sprießen, kein Bischof traut sich Kirchen zu
schließen.“
Dieser Text erschien am 25. Januar 2017 im Neuen Ruhrwort
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