Neue Wege, neues Logo: Pfarrer Pater Josef Prinz, Verwaltungsleiterin Anneliese Rakowski und der Pfarrgemeinderatsvorsitzende von St. Mariä Himmelfahrt, Manuel Gatz |
„Wir sind von der Volkskirche zur Kirche im Volk geworden“, sagt Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck. Kirchen werden aufgegeben, verkauft oder umgewandelt. Gemeinden müssen fusionieren. Aktuell befinden sich die drei katholischen Pfarrgemeinden in einem Pfarrentwicklungsprozess, der sich damit beschäftigt, wie das kirchliche Leben im Jahr 2030 aussehen kann, wenn man mit nur noch 56 Prozent der heutigen Mitgliederzahl und mit der Hälfte der heutigen Kirchensteuereinnahmen rechnen kann.
Johannes Kretschmann, Gemeinderatvorsitzender von St. Joseph und stellvertretender Pfarrgemeinderatsvorsitzender von St. Mariae Geburt, gibt sich keinen Illusionen hin, wenn er in die Zukunft schaut: „Ich gehe davon aus, dass der Schrumpfungsprozess und die Glaubenserosion noch eine geraume Zeit Hand in Hand weiter voranschreiten werden. Sie bedingen sich jeweils gegenseitig. In der Arbeit vor Ort zeigt sich, dass religiöses Wissen und die Bereitschaft, sich mit Fragen des Glaubens auseinanderzusetzen, an den Rändern besonders schwach ausgeprägt ist. Hier ist auch der Schrumpfungsprozess am stärksten zu beobachten.“
Kretschmann geht also davon aus, dass die Kirchen immer stärker auf einen harten Kern überzeugter und aktiver Christen schrumpfen werden. Aber wie können die, die bleiben, die Kirche wieder anziehungsfähig machen?
Der evangelische Pfarrer Michael Manz aus Styrum und der katholische Gemeinderatsvorsitzende Manuel Gatz aus der Saarner Gemeinde St. Mariae Himmelfahrt sind sich einig: „Die Kirche hat nur eine Zukunft, wenn wir als Christen durch unser Vorbild überzeugen, in dem wir nicht aufgeben, sondern auftreten und auch über unseren Glauben sprechen.“
Auch wenn die Kirche der Zukunft vielleicht kleiner und ärmer sein werde, mahnt Manz zur Gelassenheit. „Wir dürfen nicht an alten Strukturen festhalten, wenn diese nicht mehr zeitgemäß sind. Wir müssen eine Sprache sprechen, die jeder verstehen kann, helfen, wo wir Not sehen und Orte der Begegnung schaffen, an denen Menschen erfahren können, das der christliche Glaube etwas mit ihrem Leben zu tun hat und ihnen gut tut.“
Sein katholischer Amtsbruder Pater Josef Prinz aus St. Mariä Himmelfahrt warnt angesichts der rückläufigen Kirchensteuereinnahmen davor, „in einen kontraproduktiven Zentralismus zu verfallen“. Prinz meint: „Man muss genau hinschauen und funktionierende Gruppen und Initiativen erhalten, statt sie einem Sparzwang zu opfern.“ Er geht von einer Kirche aus, in der die Laien auch in der Seelsorge und in der Verkündigung immer mehr Aufgaben übernehmen und sich nicht mehr alles um die Person des Pfarrers drehen wird, weil der nur noch größere Pfarreien mit mehreren kleinen Teil- und Basisgemeinden betreuen werden kann.
Katrin Schirmer, evangelische Pfarrerin in Speldorf, hat keine Angst vor kleineren und weniger finanzstarken Gemeinden, weil sie als junge Pfarrerin solche Gemeinden in den USA kennengelernt hat. „Diese Gemeinden sind kleiner und haben auch keine Kirchensteuereinnahmen, dafür sind ihre Gemeindemitglieder aber aktiver und auch menschlich enger miteinander verbunden“, erinnert sich Schirmer. Die Gemeinden der Zukunft sieht sie als kleiner, aber aktiver. Es könnten Gemeinden sein, die weniger von institutionellen Strukturen. als durch nachbarschaftliche Netzwerke und Eigeninitiativen zur Hilfe und Selbsthilfe geprägt sein werden. Gemeinderat Kretschmann ist überzeugt: „Glaube und Religion werden nie verschwinden.“
Dieser Text erschien am 14. Mai 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung
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