Es gibt noch Gottvertrauen. Gestern sah ich es in der Innenstadt. Eine alte Dame
mit Rollator und Einkaufstasche überquerte in aller Seelenruhe und ohne nach
links oder rechts zu blicken die von der Straßenbahn und Autos befahrene
Leineweberstraße. Sie tat dies nicht an dem dafür vorgesehenen
Fußgängerübergang, sondern einfach auf halber Höhe.
Wahrscheinlich hat
die gute Frau nicht nur Gottvertrauen und Schutzengel im Gepäck, sondern auch
die unerschütterliche Zuversicht, dass die anderen Verkehrsteilnehmer schon
aufpassen und rechtzeitig bremsen werden. So kann man die kleine und für sich
sprechende Szene zumindest positiv betrachten.
Natürlich kann man es auch
so sehen, dass Alter nicht vor Dummheit schützt und zuweilen auch mit dreistem
Egoismus einhergeht. Und dann müssen eben noch jene Mitmenschen guten Willens
und im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte für die Irrläufer mitdenken, damit es
am Ende nicht zu einem großen Unglück kommt. Man sieht es nicht nur im
Straßenverkehr, sondern auch im diplomatischen Verkehr der Weltpolitik, in dem
so mancher Irrläufer unterwegs ist und ohne Rücksicht auf Verluste rote Ampeln
und Linien überschreitet und überfährt.
Dieser Text erschien am 20. März 2017 in der Neuen Ruhr Zeitung
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