Martin Buchholz an seinem Arbeitsplatz in der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung |
Warum lässt sich ein Computer oder ein Notebook nicht hochfahren? Warum funktioniert ein Videobeamer nicht so, wie er sollte? Ein Fall für IT-System-Elektroniker. Was EDV-Laien zur Verzweiflung bringt, ist für ihn oft eine Sache von zwei oder drei gezielten Handgriffen. Nicht selten steckt hinter dem elektronischen Blackout in einem der 29 Kursräume und drei Hörsäle ein simpler Wackelkontakt. Manchmal muss aber auch ein Kabel, ein Netzteil oder eine Computer-Komponente ausgetauscht oder repariert werden.
Wenn die Lehrenden und Studierenden die Seminarräume verlassen haben, kommt Buchholz mit seinem edv-technisch beladenen Rollwagen vorbei, um Kabel zu verlegen oder die endlich eingetroffnen Lautsprecherkabel für die Videobeamer zu installieren. Alle Kursräume der Hochschule sind mit Notebocks, Videobeamern und Dokumentenkameras ausgestattet, die wiederum in Kabelkanälen stolperfrei miteinander verkabelt sind. Was für den Laien wie Kabelsalat aussieht, hat für Buchholz System.
Ohne Elektronik geht heute an der Hochschule nichts mehr. Darüber wundert sich der ausgebildete Assistent für Betriebsinformatik und IT-Systemelektroniker selbst. „Wenn heute Computer ausfallen, geht nichts mehr und Panik bricht aus. Als Jugendlicher habe ich noch eine Gesamtschule besucht, in der es für die gesamte Oberstufe nur einen Computer gab“, erzählt Buchholz und muss schmunzeln. Auch als der kleine Martin zusammen mit seinem Vater, einem Handwerker, daheim die Modelleisenbahn oder die Waschmaschine reparierte, war von Notebooks und Internet noch keine Rede.
Immerhin ist Buchholz als Medienwart auch im digitalen Zeitalter nicht nur für Computer, Notebooks und Videobeamer, sondern auch für so klassische Medien, wie Clipchart- und Kopierpapier oder White-Board-Marker und ihre Beschaffung zuständig.
Und auch wenn auf seinem Schreibtisch neben einem PC zwei Notebooks stehen, verschafft sich der IT-Systemfachmann auch mit Hilfe eines großen weißen Wandbrettes, vollgespickt mit Beschaffungs,- Inventar,- und Standortlisten, einen Überblick darüber, was edv-technisch auf dem Styrumer Campus wo steht und was wo gebraucht wird.
Neben seiner täglichen Feuerwehrarbeit als Doktor honoris Computerensis „Können Sie mir helfen? Mein Bildschirm ist schwarz!“ kümmert er sich zusammen mit dem Verwaltungsleiter der Hochschule, Joachim Schwering, auch um die Pflege der Internetseite und die regelmäßige Aktualisierung, der auf dem Campus hängenden Infobildschirme. „Welche Veranstaltungen stehen auf dem Programm? Wann hat die Bibliothek geöffnet? Und was gibt es in der Mensa zu essen?“
Lehrende wissen vor allem dann seinen Rat zu schätzen, wenn sie Lehrinhalte auf die E-Learning-Plattform der Fachhochschule stellen wollen.
Die Arbeit an der Hochschule macht Buchholz Freude, „weil man es hier mit Menschen zu tun hat, die aufgeschlossen, zielstrebig und ehrgeizig sind“. Eigentlich fühlt sich Buchholz heute als der richtige Mann an der richtigen Arbeitsstelle, „weil hier im Kollegenkreis die menschliche Chemie stimmt und ich in meinem Zuständigkeitsbereich selbstständig arbeiten kann“. Auf der anderen Seite bringt die zeitliche Befristung seiner Stelle, die er im August letzten Jahres angetreten hat, für den Vater einer vierjährigen Tochter und eines achtjährigen Sohnes Zukunftsängste mit sich, die angesichts einer Befristung auf zunächst maximal 24 Monate nicht vom Tisch zu wischen sind.
Für Buchholz, der in seinem ersten Berufsleben, viereinhalb Jahre als Filialleiter für eine An- und Verkaufs-Kette gearbeitet hat, ist der mit einer Befristung verbundene Existenzdruck nicht neu. Auch nach seiner erfolgreichen IT-Ausbildung an der Universität Duisburg-Essen bekam er im dortigen PC-Service nur eine befristete Stelle, von der er dann im vergangenen August an den neuen Hochschulstandort in Mülheim wechseln konnte, wo er, wie in Duisburg und Essen, das gute Gefühl hat, dass seine fachlich qualifizierte Arbeit gebraucht und geschätzt wird.
Gebraucht und geschätzt und gefragt ist der IT-Fachmann aber auch, wenn er nach 16 Uhr den Campus zwischen der Neustadt- und der Dümptener Straße verlässt, um daheim mit seinen Kindern Jonas und Maite zu spielen. Dann wird aus dem IT-System-Elektroniker der Vater, der Spielplätze und Zoos besucht, puzzelt oder mit Legosteinen baut und mit seiner Lebenspartnerin, die als Krankenschwester in der Nachtschicht eines Krankenhauses arbeitet, das gemeinsame Abendbrot vorbereitet, um das System Familie bei Kräften zu halten.
Dieser Text erschien am 4. März 2017 in der Neuen Ruhr Zeitung
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