Ein schöner Tag. Komm, Welt lass dich umarmen. Mit dieser Liedzeile und einer
attraktiven Frau, die mindestens so geschmackvoll aussieht wie das Bier, das sie
in der Hand hält, wirbt ein großer Bierhersteller für seinen
Gerstensaft.
Der Appell an das Unterbewusstsein ist eindeutig. Nach einem
gelungenen Tag belohnt man sich mit einem leckeren Bier, und wenn man Glück hat,
kann man es vielleicht auch mit einer Frau genießen. Was mich beim Betrachten
dieser Werbung stutzig macht, ist die Tatsache, dass die junge Frau, die den
Gerstensaft in vollen Zügen genießt, auch nicht den leichtesten Ansatz eines
Bierbauches hat. Wahrscheinlich geht es der Frau wie mir. Tage, an denen man die
Welt umarmen und darauf ein Bier trinken möchte, haben eher
Seltenheitswert.
Tage, an denen man sich von der Welt in den Hintern
getreten fühlt, weil man sich die Hacken abläuft und trotzdem immer die rote
Laterne in der Hand hat, weil einem der Bus vor der Nase wegfährt und man zu
spät zu einem Termin kommt oder ein Termin platzt oder der Fahrkartenkontrolleur
der Mülheimer Verkehrsgesellschaft ausgerechnet kommt, wenn man seine
Monatsfahrkarte zu Hause vergessen hat, kommen leider öfter vor als einem lieb
sein kann. Da hilft dann wohl nur: Tee trinken und abwarten, bis wieder ein
neuer Tag und mit ihm eine Chance auf einen Glücksmoment kommt, auf den man
dann, mit welchem Getränk auch immer, anstoßen kann.
Dieser Text erschien am 10. März 2017 in der Neuen Ruhr Zeitung
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