Die Hauptdarsteller des Nikolaus-Groß-Musicals vor dem Gedenkkreuz an der Dümptener Barbarakirche am Schildberg Tim Timmer und Dorothee Schäfer (vorne) sowie Jürgen Wrobbel und Verena Rützel. |
„Wer diese Rolle spielt und sich mit der Persönlichkeit von Nikolaus Groß auseinandersetzt, der wird ein anderer, als er vorher war“, sagt der Unternehmensberater Jürgen Wrobbel. Er teilt sich die Rolle des 2001 selig gesprochenen Nikolaus Groß mit Timmer.
Auch
für die Lehrerin Verena Rützel und die in der Offenen
Ganztagsschule tätige Pädagogin Dorothee Schäfer, die sich die
Rolle der Elisabeth Groß teilen, haben die Eheleute Groß „mit
ihrer bewussten Entscheidung für den Widerstand gegen Hitler im
Angesicht aller damit verbundenen Konsequenzen“ ein bis heute
nachwirkendes Beispiel für Mut und Verantwortung gegeben.
Dabei
sehen Rützel und Schäfer sehr wohl die „zwei Seiten einer
Familiengeschichte.“ Sie können nachvollziehen, dass nicht alle
der sieben Groß-Kinder Fans des Musicals sind. „Denn einige von
ihnen sind der Ansicht, dass die Kirche nicht genug getan hat, um
ihren am 23. Januar 1945 in Berlin-Plötzensee ermordeten Vater zu
retten und so ihrer Mutter das Schicksal einer Alleinerziehenden von
sieben Kindern zu ersparen.“
Umso
dankbarer sind die vier Hauptdarsteller für die Unterstützung des
1934 geborenen Groß-Sohnes Bernhard. Die Gespräche mit dem Diakon
Bernhard Groß haben ihnen dabei geholfen, ihre schweren und
textintensiven Rollen authentisch auszufüllen. Groß hat fast alle
der bisher 68 Musical-Aufführungen besucht. Mit seinen persönlichen
Erinnerungen konnte er in den Gesprächen mit den Nachgeborenen
deutlich machen, was der Nazi-Terror für den Alltag der Menschen im
damaligen Deutschland bedeutet hat.
„Ich
möchte diese Entscheidung nicht getroffen haben müssen“, sagt Tim
Timmer über den Weg der Eheleute Groß, der sie in den Widerstand
gegen Hitler führte. Und sein Nikolaus-Groß-Kollege Jürgen Wrobbel
gibt zu: „Wenn ich mich als Nikolaus Groß in der Haft von meinen
Kindern verabschieden muss, muss ich schon manchmal schlucken.“
Verena
Rützel und Dorothee Schäfer sind ganz besonders davon beindruckt,
„dass Elisabeth Groß trotz ihrer Familienpflichten als
alleinerziehende Mutter von sieben Kindern nach 1945 auch noch die
Kraft gefunden hat, sich in der KAB, in der CDU und in den
Entnazifizierungsausschüssen politisch zu engagieren.“
Was
den Außenstehenden überrascht, ist die doppelte Besetzung der
Hauptrollen und die Tatsache, dass alle Hauptdarsteller
offensichtlich frei von Lampenfieber zu sein scheinen. „In der
ersten Zeit haben wir ganze Nächte durchgeprobt, aber heute legt
sich bei mir eine halbe Stunde vor der Aufführung der Schalter um
und ich schlüpfe in die Rolle von Nikolaus Groß“, erzählt Tim
Timmer. Und er fügt hinzu: „Kein Wunder, denn diese Rolle hat mich
vom Abitur über das Studium bis ins Berufsleben begleitet.“Außerdem kommt allen Hauptdarstellern zugute, dass sie bereits vor dem Nikolaus-Groß-Musical im Rahmen der kirchenmusikalischen Arbeit von St. Barbara und Heilig Geist Bühnenerfahrung sammeln konnten. „Durch dieses Musical ist unsere Gemeinde zusammengewachsen“, freut sich Jürgen Wrobbel. Er ist aber auch heilfroh darüber, dass sich je zwei Frauen und Männer die Hauptrollen von Nikolaus und Elisabeth Groß teilen. Denn keinem der ehrenamtlichen Schauspieler möchte man gleich zwei Aufführungen hintereinander zumuten. Verständlich: Denn die Hauptdarsteller müssen bei einer Aufführung rund 160 Minuten auf der Bühne stehen, sprechen und singen.
Dieser Text erschien am 16. Januar 2016 im Neuen Ruhrwort
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