Rosi Rövekamp |
Wenn Saalmiete und Künstlergagen zusammenkommen, sind 2000 Euro und mehr schnell ausgegeben. Deshalb achtet Rövekamp als Schatzmeisterin der Ersten Großen Mülheimer Karnevalsgesellschaft von 1937 auch nicht nur auf die Kasse, sondern sorgt mit ihren Kolleginnen von der Müttergarde der MüKaGe mit echten Leckerbissen für die Verbesserung der Einnahmenseite. „Unsere Gesellschaft hat aktuell etwa 120 Mitglieder und einen Monatsbeitrag von acht Euro“, schildert Rövekamp die finanzielle Grundausstattung der MüKaGe.
Deshalb ist die älteste Mülheimer Karnevalsgesellschaft auf Rövekamp und ihre anderen tatkräftigen Mütter angewiesen, die nicht nur bei Karnevalsveranstaltungen mit ihrem Catering Geld in die Kasse des Frohsinns bringen.
Durch eine närrische Nachbarin kamen Rövekamp und ihre Familie vor 35 Jahren zur MüKaGe. „Kannst du bei unserem Tanzturnier in der Stadthalle mal an der Kasse sitzen?“ fragte der damalige MüKaGe-Präsident Wolfgang Tremer die Mutter dreier Kinder.
„Wir sind wie eine Familie“, sagt Rövekamp über ihre Gesellschaft. Das hat sie vor allem in den letzten Monaten gespürt, in denen sie den Tod ihres Ehemannes Udo verarbeiten und verkraften musste. Da wurde Rövekamp von ihren Karnevalsfreunden „immer wieder aufgefangen und aus meiner Wohnung herausgeholt“, erinnert sie sich. Wer, wie sie, in einer Karnevalsgesellschaft aktiv ist, wird nicht nur zu Karnevalsveranstaltungen, sondern auch zu anderen Festen, Ausflügen oder Treffen eingeladen.
Besonders freut sich Rövekamp auf den Rosenmontagszug. Dann wird sie, wie in den letzten 30 Jahren, mit einer von ihr selbst gut gefüllten Umhängetasche als Ordnerin mitgehen. „Auf einen Rosenmontagswagen würden Sie mich nicht bekommen. Aber auf der Straße, als Ordnerin mitzugehen, das macht mir Freude“, sagt die handfeste Frau, die auch schon mal beim Aufbau von Bühnendekoration und Sitzgarnituren mithilft.
Warum fühlt sich die Karnevalistin, deren Töchter in der Garde der MüKaGe getanzt haben und deren Sohn in den späten 80er Jahren Kinderprinz war, beim närrischen Straßenvolk wohler, als hoch auf dem närrischen Rosenmontagswagen? „Es ist einfach toll, wenn man in seine Tasche greifen kann und Kindern direkt etwas in die Hand geben kann, über dass sie sich freuen“, sagt Rövekamp. Sie hat eben nicht nur ein Gespür für Zahlen, sondern auch ein Herz für die kleinen Jecken am Straßenrand.
Dieser Text erschien am 2. Januar 2015 in NRZ und WAZ
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