Manfred Breuckmann bei seiner Lesung im Medienhaus |
Bei Manfred (Manni) Breuckmann denkt man an Fußball. Die etwas schnoddrige und von ihm selbst kultivierte Ruhrgebietsstimme des inzwischen pensionierten, aber immer noch rührigen Rundfunkreporters ließ jeden Fernsehkommentator blass aussehen.
Dabei kann der Mann, der auch Sportkolumnen schreibt, auch anders. Das zeigte er jetzt bei den Herbstblättern. Dort stellte er seinen inzwischen zweiten Krimi „Schnee am Ballermann“ vor, der auf Mallorca spielt und in die Abgründe der menschlichen Seele schaut. Im Mittelpunkt steht der abgebrochene Betriebswirt Frank aus Gelsenkirchen, der nach einem Knastaufenthalt wegen Körperverletzung als Hausverwalter auf Mallorca eine zweite Chance sucht und nicht nutzen kann, weil in seiner Brust zwei Seelen zu Hause sind. Die eine des hilfsbereiten und liebesfähigen Mitmenschen und die andere des jähzornigen und unberechenbaren Gewalttäters. „Spannung und menschliche Abgründe reizen mich,“ sagt Breuckmann. Seine ansprechende Stimme ölt er zwischen den Krimisequenzen mit einem Bierchen. „Ich muss noch schnell mein Pils in die Flasche mit dem „Alkoholfrei“-Etikett umfüllen.“ Breuckmann liebt die süffisante Selbstironie. Das merkt man auch an seiner herrlichen Milieubeschreibung zwischen Ballermann, Bierkönig und Oberbayern.
Wenn sein Protagonist Frank in einem Bierlokal von einer alkoholgeschwängerten Frauenhorde, die als Teamtrikot ein T-Shirt mit der Aufschrift „Papa ist zu Hause“ ein-zwei-deutigen Angebote bekommt, wirkt das für den Mallorca-unerfahrenen Zuhörer skurril und überspitzt. „Doch das ist da genauso, wie ich in umfangreichen Feldversuchen herausgefunden habe“, betont Breuckmann.
Kein Wunder, dass man da, wie sein Antiheld aus Gelsenkirchen-Buer, auch auf die schiefe Bahn geraten kann. Doch Breuckmann, der sich während einer Auszeit 2009 in Mallorca verliebte und sich von einem alten Haus auf den Klippen der dortigen Steilküste zu einem Krimi inspirieren ließ, beschreibt auch die ruhigen und beschaulichen Orte und Menschen, die man auf Mallorca jenseits der Hotelburgen und Touristenmeilen betrachten und treffen kann. Dass der unter anderem mit einer WDR-Betriebsrente ausgestattete Fußballexperte sich regelmäßig auf die Insel zurückziehen kann, nicht nur, um Bücher zu schreiben, empfindet er selbst „als ein privilegiertes Leben.“ Dennoch, das spürt man, wie er auf sein Publikum eingeht und keiner Frage ausweicht, hat er sich seine ruhrgebietstypische unprätentiöse Bodenständigkeit bewahrt. Das merken die Zuhörer und applaudieren gerne.
Nachschlag
Nach seiner Lesung wurde Manfred Breuckmann, der sein Reporterleben mit einem Gerichtsbericht in der NRZ begann, als Fußballkenner nach seiner Haltung zur Kontroverse um FIFA, DFB und die WM-Vergabe 2006 gefragt. „Ich hoffe, dass die Affäre schnell und lückenlos aufgeklärt wird, aber ich befürchte, dass sie nie ganz aufgeklärt werden wird“, sagte Breuckmann. Und er fügte mit Blick auf die Millionengehälter und die sonstigen Geldströme im Profi-Fußball hinzu: „Es ist schwer, einen Maßstab dafür zu finden, wie viel wer für was verdient hat. Aber die finanziellen und kommerziellen Auswüchse haben auch mich, der den Fußball liebt und diese Liebe mit der Muttermilch aufgesogen hat, in den letzten Jahren auf Distanz zum Profi-Fußball gehen lassen.“
Dieser Text erschien am 28. Oktober in der NRZ und in der WAZ
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