In den frühen 70er Jahren hatten die Styrumer Löwen oft Grund zum Jubeln, wie dieses Fotos aus dem Mülheimer Stadtarchiv zeigt |
Mitte der 70er Jahre erlebten die Löwen des 1. FC Mülheim-Styrum die Hochzeit ihrer inzwischen 92-jährigen Vereinsgeschichte. Damals hießen die Gegner, die ins Ruhrstadion kamen Borussia Dortmund, Eintracht Frankfurt, Hannover 96, Rot-Weiss Essen, Wattenscheid 09, Bayer Uerdingen oder FC St. Pauli.
Denn in den Jahren 1974 bis 1976 spielten die Löwen in der Zweiten Bundesliga-Nord. In ihrer ersten Zweit-Liga-Saison erreichten die Fußballer um Trainer Horst Witzler immerhin einen achtbaren 11. Platz im Tabellen-Mittelfeld. Und im DFB-Pokal war für die Styrumer erst in der dritten Runde gegen den Erst-Ligisten Eintracht Frankfurt Schluss. In den Reihen der Frankfurter spielten damals Weltmeister, wie Bernd Hölzenbein und Jürgen Grabowski.
Die Idole der Styrumer Fußballfreunde waren damals Abwehrspieler Ernst Bachmann, Torwart Manfred Manglitz, die Mittelfeld-Spieler Wilfried Mackscheidt und Reiner Greiffendorf sowie die Stürmer Otto Luttrop und Holger Osiek. Er sollte später unter anderem als Co-Trainer der deutschen und als Cheftrainer der australischen Nationalmannschaft.
20 000 Zuschauer im Styrumer Ruhrstadion waren damals keine Seltenheit. Nach einem Spiel gegen Rot-Weiss Essen schrieb die lokale Sportpresse zum Beispiel im Januar 1973: „Die Straßen in Styrum quollen über. Das Spiel des Jahres lockte die Massen.“
Begeistert waren die Styrumer Fan-Massen auch schon vor dem Aufstieg in die damals vom DFB neugebildete Zweite Bundesliga Nord. Unter Witzlers Vorgänger Albert Becker gehörten die Löwen zu den Top-Teams der Regionalliga West und wurden 1972 Niederrheinmeister.
Danach wollte man in Styrum das ganz große Rad drehen. „Alle wollen in die Erste Bundesliga, warum sollten wir das nicht auch wollen“, gab sich FCM-Trainer Witzler vor dem Start in die erste Zweitliga-Saison zuversichtlich. Und erste Siege feuerten die Styrumer Fußball-Euphorie an.
Doch auch schon damals, ging es im Bundesliga-Fußball eben nicht nur um sportliche Leistung, sondern auch um Geld. Die Stadt gab dem Club ein Darlehn von 160 000 Mark, um das Ruhrstadion zweitligatauglich zu machen. Die Mannesmann-Röhrenwerke und die Siemens Kraftwerk-Union begleiteten die Löwen als Sponsoren.
Dabei bezog sich ihre Unterstützung vor allem darauf, Spielern, einen trainingsfreundlichen Arbeitsplatz anzubieten, der sie finanziell absicherte. Auch die Einnahmen durch Fernsehübertragungsrechte waren damals mit rund 30 000 Mark pro Saison noch eher bescheiden.
Statt des Aufstiegs in die Erste Bundesliga, kam nach der zweiten Saison in der Zweiten Bundesliga der Abstieg ins Amateurlager. Auch wenn der Mülheimer Traditionsclub in den folgenden Jahren immer mal wieder auf- und abstieg, gelang den Löwen doch nie wieder der erneute Sprung in den Profi-Fußball.
Was nach dem Abenteuer Zweite Bundesliga blieb, war ein Schuldenberg von rund 1,6 Millionen Mark und die Notwendigkeit, das Vereinsheim an der Moritzstraße zu verkaufen.
Weitere Informationen rund um den Styrumer Traditionsclub auf www.1fc-muelheim.de
Dieser Text erschien am 25. Juni 2016 in der NRZ/WAZ
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