Donnerstag, 14. Januar 2010

Rückblick: Er war ein echter Spitzenbeamter: Vor 55 Jahren starb Friedrich Freye

„Ich habe nichts gegen Beamte. Die tun ja nichts”, lautet ein im Karneval immer wieder zu hörender Büttenredner-Witz. Nichts ist harteneckiger als Vorurteile, zumal in Zeiten, in denen die Tarifforderung nach Lohnerhöhungen im öffentlichen Dienst auf die öffentliche Haushaltsnot trifft. Es gab und gibt natürlich immer sehr fleißige Beamte, die weit mehr tun als nur ihre Pflicht und deshalb unbezahlbar sind.

Einer von ihnen war Friedrich Freye. Ein Schiff der Weißen Flotte und eine Straße in Saarn tragen heute seinen Namen. Mit dem Namen des Stadtkämmerers und Stadtdirektors, der am 14. Januar 1955 an den Folgen einer Gallen- und Lebererkrankung stirbt, verbindet sich die Planung und Organisation des Wiederaufbaus.

Der Wiederaufbau der vom Krieg zerstörten Infrastruktur verlangte Organisationstalent, Finanzierungsideen und die Fähigkeit, Menschen für diese Mammutaufgabe zu begeistern. Beides brachte Freye mit. Der in Pommern geborene Freye trat 1906 in die Dienste der Stadt Mülheim und lernte hier das Verwaltungshandwerk von der Pike auf.
In den Nachrufen auf Freye finden sich nicht nur Hinweise auf sein vorbildliches Pflichtbewusstsein und seinen Arbeitseifer, sondern auch auf seine Fähigkeit, den menschlichen Kontakt zu den Mitarbeitern in seinem Verantwortungsbereich zu halten.
Dass sich Freye mit seinem Einsatz für den Wiederaufbau der Stadt ein Denkmal in den Herzen seiner Mitbürger gesetzt hat, zeigt die große Anteilnahme nach seinem viel zu frühen Tod. Als er auf dem Hauptfriedhof beigesetzt wird, richten die städtischen Verkehrsbetriebe Sonderlinien ein, um die vielen Trauergäste dort hin zu bringen.

Freye war nicht nur Stadtkämmerer und Stadtdirektor, sondern auch Chef der städtischen Betriebe. Eines seiner absoluten Lieblingsprojekte war der Wiederaufbau der Weißen Flotte. Denn er wusste genau: Menschen, die hart arbeiten, müssen sich auch erholen können.
Er selbst schonte seine Kräfte nicht, arbeitete nicht nur in der Stadtverwaltung, sondern auch bei örtlichen Wohnungsbauunternehmen, beim Städtetag, der Stadtsparkasse oder den späteren Mannesmann-Röhrenwerken an den vielen Baustellen des Wiederaufbaus in der ersten Reihe mit. In seinem Arbeitszimmer brannte auch spät abends noch Licht. Eigentlich sollte Freye schon Ende 1953 in den Ruhestand gehen. Doch der Rat hielt den Kämmerer angesichts seiner Erfahrung und seiner persönlichen Verbindungen für so unentbehrlich, dass er bei der Landesregierung die Verlängerung der Dienstzeit um ein Jahr beantragte. Düsseldorf sagte Ja – Freye machte weiter.

Doch schon im August seines letzten Dienstjahres wurde der unermüdliche Spitzenbeamte krank. Am 25. Dezember feierte Freye seinen 66. Geburtstag. Sechs Tage später wurde er in den Ruhestand verabschiedet. 14 Tage nach seiner Pensionierung war er tot. In ihrem Nachruf auf den Verstorbenen schrieb die NRZ damals: „Mit Friedrich Freye hat die Stadt einen ihrer bedeutendsten und fähigsten Köpfe verloren. Und wenn man in Jahren einmal von dem großartigen Wiederaufbau der Stadt Mülheim spricht, dann wird man mit Ehrfurcht seinen Namen nennen.”

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