Der Essener Theologe und Kirchenhistoriker Dr. Franziskus Siepmann ist Geschäftsführer des katholischen Akademikerverbandes. |
„Der soziale und kirchliche Wandel im Ruhrbistum wird bundesweit sehr aufmerksam beobachtet, weil viele Bistümer erst auf den Wandel zusteuern, der hier bereits in Gang gesetzt worden ist“, betont KMF-Geschäftsführer Dr. Franziskus Siepmann.
Der Theologe und Kirchenhistoriker nimmt von der einwöchigen Tagung in der Stadthalle vor allem folgende Erkenntnisse mit: Eine Kirche, die im Zuge des demografischen Wandels künftig weniger Mitglieder und Kirchensteuereinnahmen zur Verfügung haben wird, „muss sich Kirche weiter verschlanken.“ Für Siepmann ist klar: „Über Jahrzehnte waren wir in der Kirche sehr stark an der zentralen Stellung des Priesteramtes orientiert.Doch wenn in den vergangenen zwei Jahren im Ruhrbistum gerade mal ein neuer Priester geweiht worden ist, müssen wir uns auf eine stärkere Rollen der Laien einstellen.“
Aus Sicht des KMF-Geschäftsführers wird die Befähigung zum individuellen Christsein über die Zukunft der Kirche entscheiden. Nicht weniger wichtig ist für ihn aber auch, „dass die Kirche als sozialer Dienstleister im Sinne der christlichen Nächstenliebe auch in Zeiten knapper Kirchensteuereinnahmen aktiv bleibt und entsprechend auch wahrgenommen wird. In Zeiten, in denen immer mehr Kirchen aufgegeben werden, ist für die katholischen Akademiker auch klar, dass Christen ihre Frohe Botschaft auch medial, etwa über Rundfunk, Presse und Internet besser transprotieren müssen, um noch in die Gesellschaft hineinwirken zu können.
„Im Ruhrgebiet ist der soziale und kirchliche Wandel besonders stark und schnell, weil wir hier in einem multikulturellen Ballungsraum leben, in dem sich neue Lebensformen schneller etablieren, als dies in ländlichen Regionen der Fall ist“, unterstreicht Siepmann.
In den Augen des Kirchenhistorikers kann zwar nicht das erzkonservative und vorkonziliar geprägte kirchenpolitische Denken, aber sehr wohl das sozialpolitische Engagement des ersten Ruhrbischofs Franz Hengsbach (1910-1991), etwa im Rahmen des Initiativkreises Ruhrgebiet und im Rahmen der Ausbildungs- und Arbeitsplatz-Akquise auch für die Zukunft der Kirche wegweisend sein.
Die Leiterin der KMF, Dr. Claudia Lücking-Michel machte bei der Tagung in der Stadthalle deutlich, dass mit einer größeren Verantwortung der Laien auch ein größeres Mitspracherecht verbunden sein müsse. Claudia Lücking-Michel: „Unser Ziel ist eine synodale Kirche mit wirklichen Beteiligungsstrukturen für kirchliche Laien – zum Beispiel bei Finanz- oder Personalentscheidungen.“
Zahlen und Fakten zum Katholischen Akademikerverband
Die Gemeinschaft Katholischer Männer und Frauen hat heute bundesweit 5000 Mitglieder. Der Akademikerverband, in dem sich Akademiker engagieren, steht für: Menschenwürde, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.
Der Verband wurde 1919 von katholischen Gymnasiasten ins Leben gerufen. Damals hieß er Bund Neu Deutschland. Heute führt er nur noch das Kürzel ND im Namen.
Jedes Jahr lädt der katholische Akademikerverband, der derzeit von Dr. Claudia Lücking-Michel geleitet wird, zu Kongressen, Seminaren und Treffen ein. Auch bei den Katholikentagen ist er präsent.
Weitere Informationen zur Verbandsarbeit bekommt man im Internet unter: www.kmf-net.de oder persönlich in der Kölner Geschäftsstelle unter der Rufnummer 0221 - 94 20 18 50 sowie per E-Mail an geschaeftsstelle@kmf-net.de
Dieser Text erschien am 4. April 2016 in der NRZ und in der WAZ
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