Freitag, 4. Juni 2010

Ein Auftakt fürs Leben: Besuch einer etwas anderen Musikstunde an der Gemeinschaftsgrundschule Styrum


Musik! Muss das sein? Sollen Kinder nicht besser Lesen, Schreiben und Rechnen lernen? Doch wer die 24 Erstklässler aus der Styrumer Grundschule an der Augustastraße bei ihrer Jeki-Stunde, das steht für „Jedem Kind ein Instrument“, beobachtet, wie sie gebannt dem Diplom-Musiker Oliver Stratmann folgen, merkt schnell, dass es bei dieser musikalischen Frühförderung nicht nur um Töne und Rhythmus geht.Auf den ersten Blick wirkt alles sehr spielerisch, wenn Stratmann die Schüler aus aller Herren Länder in einer Polonaise, wie ein Zug durch den Klassenraum schnaufen lässt.


Da können auch die prominenten Unterrichtsgäste, die sich diesmal die wöchentliche Jeki-Stunde anschauen, der türkische Generalkonsul Hakan Akbulut, Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld und Sozialdezernent Ulrich Ernst, nicht außen vor bleiben. Das ist der Rhythmus, bei dem man mit muss.Nach dem Zug kommen der Missisippi-Raddampfer und die Flusskrokodile dran. In dem Stratmann den Rhythmus des Raddampfers nachmacht oder in die Rolle eines Krokodils schlüpft, das in immer gleichen Abständen aus dem imaginären Fluten des Mississippis auftaucht, um iim Stuhlhalbkreis zuzuschnappen, lernen die Kinder, ohne es recht zu merken, etwas über musikalische Tempi und Pausen, die mit Muh-Noten und Pausenzeichen an der Tafel aufgemalt werden.


Seinen Ausflug zum Mississipi nutzt Stratmann ganz nebenbei zu einem geografischen Exkurs, in dem er gekonnt eine kleine USA-Karte auf die Tafel malt und den Kindern sehr altersgerecht vom Mississpi erzählt, der in den Golf von Mexiko fließt, wo gerade Öl aus einem Unterseebohrloch strömt und eine Umweltkatastrophe auslöst.So vergehen 45 Unterrichtsminuten, wie im Flug, ehe die Kinder noch einige Instrumente hervorholen, die sie im zweiten Schuljahr erlernen sollen.


„Es ist wirklich ein Luxus, einen solchen Musikfachmann bei uns zu haben, der auf Kinder eingehen kann“, findet Klassenlehrerin Veronique Hötger. Mit Blick auf das Rollenbild und die Persönlichkeitsentwicklung ist es ihr wichtig, dass vor allem die Jungs „einen Mann in einer musischen und kerativen Rolle erleben und so merken, dass es nicht unmännlich ist, kreativ und musikalisch zu sein.“Mit Projektkoordinatorin undMusikschullehrerin Petra Tübben ist sich Hötger einig, dass Jeki die Kinder durch die gemeinsame Entdeckung der Musik auch in ihren sozialen und intelektuellen Fähigkeiten fördert, „weil man hier konzentruert auf einander hören muss.“


Dieser Text erschien am 3. Juni in NRZ und WAZ

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