Mittwoch, 24. Oktober 2018

Trinkeld und Lehrgeld

Ausgerechnet in einer öffentlichen Bildungseinrichtung habe ich gestern etwas fürs Leben gelernt, wenn auch ungewollt. Weil Flüssigkeitszufuhr das Denkvermögen erhöhen soll, ich aber meine gut gefüllte Trinkflasche zuhause stehen gelassen hatte, musste ich mich in besagter Bildungseinrichtung mit einem öffentlichen Getränkeautomaten auseinandersetzen. Das gestaltete sich schwieriger, als ich vermutet hatte. Denn ich fand  an dem verdammten Automaten einfach keinen Schlitz, in den ich meine geforderte Münze hätte werfen können. Doch dann wähnte ich mich am Ziel und warf mein Kleingeld in eine schlitzähnliche Öffnung des Getränkeautomaten. Die Münze fiel in den Getränkeautomaten. Doch der gab das gewünschte Getränk nicht frei. Auch mein Rütteln am Getränkeschrank half nichts. Ich wusste gar nicht, dass ein Getränke- Automat nicht nur einnehmend, sondern auch noch gemein sein kann.

Doch dann erlöste mich ein in der Automatentechnik bereits fortgeschrittener Besucher der Bildungseinrichtung aus meiner nicht nur nach des Rätsels Lösung dürstenden Unwissenheit. "Sie müssen Ihre Münze in den Schlitz des neben dem Getränkeautomaten stehenden Kaffee-Automaten stecken. Denn die beiden Automaten haben eine gemeinsame Geldzufuhr", klärte mich der freundliche Mitmensch auf. Er hatte auch gleich einen Trost für mich parat. "Sie sind nicht der Erste, der seine Münze in den falschen Schlitz gesteckt hat. Über Ihren verlorenen Groschen freut sich jetzt der Hausmeister, der den Getränkeautomaten regelmäßig öffnet und auffüllt."

So ist das Leben. Augen auf oder Beutel auf. Immerhin habe ich so gestern etwas dazu gelernt und einer mir fremden Person etwas Gutes getan, wenn auch ungewollt. Also kein Grund zur Wut über den verlorenen Groschen.

Dieser Text erschien am 23. Oktober 2018 in der NRZ

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