Donnerstag, 2. August 2018

Der Journalist Theodor Wolff würde heute 150 Jahre alt

Herausragende Leistungen im Bereich des Zeitungsjournalismus zeichnet der Bundesverband der deutschen Zeitungsverleger mit dem Theodor-Wolff-Preis aus. Der Namensgeber dieser Auszeichnung war selbst ein hervorragender Journalist, der mit Weitsicht und Scharfsinn seine Zeit beobachtete und beschrieb.

Der jüdische Journalist Theodor Wolff wurde am 2. August 1863 als Sohn eines Tuchhändlers in Berlin geboren. Nach seiner Schulzeit, Wolff verließ das Berliner Wilhelmsgymnasium ohne Abitur, fand der 19-Jährige durch seinen Vetter Richard Mosse den Weg zur Zeitung und damit zu seiner Lebensaufgabe.

Zunächst schrieb Wolff vor allem Theater- und Literaturkritiken. Doch schon früh, zwischen 1894 und 1906 hatte Wolff als Korrespondent in Paris die Gelegenheit seinen geistigen Horizont zu erweitern. Seine Berichterstattung über die Intrigen gegen den jüdischen Hauptmann Alfred Dreyfus und Emil Zolas vergebliches Eintreten für dessen Rehabilitation, wurden für den Journalisten Wolff zum Schlüsselerlebnis.

Mit der Berufung zum Chefredakteur des linksliberalen Berliner Tageblatts, erreichte Wolff 1906 den Höhepunkt seiner publizistischen Karriere. Er selbst sollte die Arbeit eines Chefredakteurs später einmal mit der eines Dompteurs im Zirkus vergleichen. Als Deutschland nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, im November 1918, vom Kaiserreich zur Republik wurde, gehörte der Chefredakteur des Berliner Tageblatts, als Mitgründer der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei.

Anders, als viele seiner deutschen Zeitgenossen, erkannte Wolff in seinen Leitartikeln, die Politik Kaiser Wilhelm II. als Ursache für den Untergang des Deutschen Kaiserreiches und die NSDAP als eine elementare Bedrohung der ersten deutschen Demokratie. Obwohl das Berliner Tageblatt unter seiner Führung (bis 1933) eine Auflage von 250.000 Exemplaren erreichte, konnten Wolff und seine leider zu wenigen demokratischen Mitstreiter den Untergang der Weimarer Republik und den Aufstieg Adolf Hitler zum Diktator nicht aufhalten.

So schrieb Wolff etwa im November 1918: "

"Wilhelm II. war nicht der alleinige Urheber, aber der Repräsentant einer aberwitzig kurzsichtigen, alle Kräfte und Ideen des Auslandes falsch einschätzenden Politik, und er war das Symbol einer Zeit und eines Geistes, der, in Machtbegehren und Selbstüberhebung, die Katastrophe herbeigeführt hat."

Und 1930 hieß es in einem seiner Leitartikel zum Aufstieg der NSDAP:


"Keine geschliffene Phrase, keine dunstige Ideologie kann darüber hinwegtäuschen, dass er mit seinem Geschrei nach umstürzender Gewalt und mit einer Rassenverhetzung die Rohheit, die Verblödung und die gemeinsten Pöbeltriebe anreizt und zu verbrecherischen Ausbrüchen treibt."

Der jüdische Journalist teilte das Schicksal vieler regimekritischen Intellektuellen. Seine Schriften wurden im Mai 1933 in Berlin öffentlich verbrannt. Er selbst musste und fand in Frankreich Exil. Doch nach dem militärischen Sieg, den Hitler-Deutschland 1940 über die Französische Republik erringen konnte, war sein Leben dort nicht mehr sicher. 1943 wurde er in Nizza von italienischen Soldaten verhaftet und an Deutschland ausgeliefert. Es begann ein Leidensweg, der in ins Konzentrationslager Sachsenhausen und schließlich, schwer erkrankt, ins Jüdische Krankenhaus von Berlin führte. Dort starb Theodor Wolff, der nicht nur Zeitungsartikel, sondern auch Theaterstücke geschrieben hatte, am  23. September 1943.

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