Freitag, 24. August 2018

Grüße aus der analogen Steinzeit

Ich weiß gar nicht, wie ich zu einem halbwegs zivilisierten und gebildeten Menschen heranwachsen konnte. Als Kind und Jugendlicher hatte ich doch nichts, kein Netz, kein Empfang, kein Internetzugang, kein Smartphone. Wenn ich morgens mit Bus und Bahn zur Schule fuhr, hatte ich ein Buch oder eine Zeitung dabei, um mir die  Fahrzeit zu vertreiben.  Meistens habe ich aber mit meinen Mitschülern  über die Marotten unserer Lehrer gelästert. Und wenn ich ganz alleine auf dem Schulweg unterwegs war, habe ich auch schon mal einfach aus dem Fenster auf die vorbeifliegenden Stadtlandschaften geschaut. Beides war sehr entspannend, ehe mit Mathe, Latein, Englisch und Co der Ernst des Schullebens begann.

Doch einfach nur mit Bus und Bahn fahren und dabei in seiner Zeitung lesen oder auch nur gucken. Damit outet man sich als Eingeborener der analogen Steinzeit. Wie ich jetzt in der NRZ ganz analog lesen konnte, will die Ruhrbahn ihren Fahrgästen jetzt auch den drahtlosen Internetzugang WLAN anbieten, damit sie sich während ihrer Fahrt mit Bus und Bahn am Ende nicht auch noch mit sich selbst beschäftigen müssen und sich vielleicht dabei zu Tode langweilen oder auch erschrecken. 

Dieser Text erschien am 24. August 2018 in der NRZ

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