Sonntag, 8. Oktober 2017

Die Optimistin: City-Managerin Gesa Delija

Gesa Delija in ihrem Büro in der Wertstadt zwischen
Kohlenkamp und Löhberg
Gesa Delija  hat ihren Arbeitsplatz in einem ehemaligen Ladenlokal zwischen Kohlenkamp und Löhberg. Das passt. Denn die 46-jährige Diplom-Geografin, die früher unter anderem als PR-Referentin gearbeitet hat, kümmert sich als Citymanagerin um die Geschäfts-Geografie der Innenstadt und macht damit auch PR für die City.

„Die Innenstadt hat ein gutes Fundament und deshalb auch eine gute Zukunft“, glaubt die Mutter einer 16-jährigen Tochter. Ihr Tag beginnt mit der Planung des Innenstadtforums, bei dem sie sich mit Einzelhändlern und Hauseigentümern über den aktuellen Stand und die Perspektiven der Innenstadt austauscht. Bei einem Restaurant in der Innenstadt ordert sie das Catering. Mit einem Mitarbeiter des städtischen Medienzentrums bespricht sie die Präsentationstechnik für ihren Vortrag im Medienhaus.
Wenn man Delija an ihrem Notebook sieht, in das sie eine Zahl nach der nächsten eingibt, könnte man glauben, sie sei Statistikerin. Tatsächlich hat sie seit ihrem Amtsantritt im März bei ihren Streifzügen durch die City eine Einzelhandelsfläche nach der anderen erfasst und weiß deshalb jetzt: „Wir haben in der Innenstadt 700 gewerbliche Nutzungsflächen und eine Leerstandsquote von 12,5 Prozent. Und wenn das neue Stadtquartier Schloßstraße 2019 eröffnet wird, werden es etwa 1000 sein“, referiert sie die Ausgangssituation für ihre Arbeit.
Auf dem Weg in die Zukunft

Auf dem riesigen computeranimierten Plakat, das über ihrem Schreibtisch hängt, ist diese Zukunft schon schön anzusehen. Nicht so schön anzusehen, dass zeigt ihr ein Gespräch mit dem City-Hausmeister Johann Winterkamp, ist die Gegenwart, in der immer mehr Fenster leer stehender Ladenlokale von wilden Plakatierern zugekleistert werden. Das macht sich nicht gut bei Ortsterminen mit interessierten Investoren.

Für eine Innenstadt-Immobilie hat Delija einen Investor mit einer interessanten Geschäftsidee an der Hand. Jetzt versucht sie den zuständigen Hausverwalter davon zu überzeugen, dass der Eigentümer entweder massiv in sein Haus investieren muss, um es bau- und Edv-technisch auf den neuesten Stand zu bringen oder dem investitionsbereiten Geschäftsmann mit einem massiven Mietnachlass entgegen kommen muss.

Obwohl Delija und ihre Gesprächspartner, die sie meistens fußläufig erreicht, statt sie nur anzurufen, wissen, dass die Innenstadt ein schwieriges Pflaster ist, schafft es die kommunikative Frau in ihren zum Teil schwierigen Gesprächen so etwas, wie Optimismus und heitere Gelassenheit auszustrahlen.
„Ich habe inzwischen zu allen 350 Immobilieneigentümern der Innenstadt Kontakte geknüpft“, berichtet Delija. 

„Diese Hauseigentümer und ihre Bedürfnisse kann man nicht über einen Kam scheren, weil das Spektrum der Eigentümer vom alteingesessenen Privat-Eigentümer über eine Erbengemeinschaft bis zum Immobilienfonds reicht“, schildert sie die Herausforderung ihrer Beratungsarbeit. Was könnte die gute alte Schloßstraße und ihre Nebenstraßen, die in den 70er Jahren zu den Top-Einkaufs-Meilen des Landes gehörten, wieder attraktiver und lebendiger machen? „Die Distanzfaulheit war damals nicht so groß, wie heute“, sagt die City-Managerin, die selbst am Rand der  Innenstadt aufgewachsen ist und ihre goldenen Zeiten noch miterlebt hat. 

Nachholbedarf sieht Delija vor allem in den Bereichen Kultur, Sport und Freizeit: „Hier hat die Stadtmitte ihr Potenzial in Sachen Aufenthaltsqualität noch lange nicht ausgereizt“, ist sie überzeugt.
Wo möglich, wirbt sie bei Einzelhändlern für einen Umbau alter Ladenlokale, die unter anderem mit ihren Eingangsstufen nicht so barrierearm sind, wie sie in Zeiten des demografischen Wandels sein sollten. Außerdem plädiert sie für eine Kombination aus Online-Vertrieb und stationärem Einzelhandel, um letzteren zu erhalten.

Dieser Text erschien am 7. Oktober 2017 in der Neuen Ruhr Zeitung

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