Montag, 20. Juli 2009

Trainieren für den multikulturellen Beratungsalltag: Die Caritas geht voran





Unsere Stadtgesellschaft wird bunter und multikultureller. Schon heute hat jedes fünfte Kind in Mülheim einen sogenannten Migrationshintergrund, kommt also aus einer Zuwandererfamilie. Das hat auch Auswirkungen auf die Sozialarbeit. Ob Familienhilfe, Flüchtlingsberatung, Schwangerschaftskonflikt,- Erziehungs- oder Schuldner und Sozialberatung. Die Caritas leistet sie mit ihrem Sozialbüro in Styrum und Eppinghofen. Das sind Stadtteile, in denen der Anteil der Migranten besonders hoch ist. Margret Zerres, stellvertretende Gewschäftsführerin der Caritas (Foto links) geht von 17 bis 18 Prozent in Styrum und von knapp 50 Prozent in Eppinghofen aus.
"Wie gehen wir damit um? Wie aufgeschlossen sind wir für Menschen aus anderen Kulturen? Womit haben wir Schwierigkeiten? Was macht uns Spaß? und Wo können wir voneinander lernen?" formuliert Zerres, die Ausgangsfragen an die Sozialarbeiter, die vor Ort Menschen aus aller Herren Länder helfen wollen und die dabei oft auch an ihre eigenen Grenzen stoßen. Um den eigenen Mitarbeitern den Rücken zu stärken und ihnen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind, sondern im eigenen Verband auf verschiedene Kompetenzen zurückgreifen können, hat man bei der Caritas mit finanzieller Unterstützung der Leonhard-Stinnes-Stiftung eine interkulturelles Fortbildungsprogramm gestartet. Zur Auftaktveranstaltung kamen 140 Mitarbeiter. Das Spektrum reichte von Sozialarbeitern und Sozialpädagogen bis zu Psychologen und hauswirtschaftlichen Fachkräften. In Form einer Landkarte wurde eine Bestandsaufnahme in Sachen interkultureller Komptenz gemacht. Sie zeigte auf: Wer was wo beim Caritasverband macht und kann.

Ein Beispiel: Die in der Schwangerschaftsberatung tätige französischstämmige Mitarbeiterin Pascale Wiesweg kann mit ihren Sprachkenntnissen im Notfall helfen, Sprachbarrieren zu überwinden, wenn es um die Beratung von Zuwanderern oder Flüchtlingen aus französischsprachigen Ländern Afrikas geht.

Andere Mitarbeiter konnten in der caritasinternen Talentbörse etwa mit ihrem eigenen Migrationshintergrund oder fundierten Kenntnissen von Land und Leuten punkten. Warum kommen manche Zuwanderer gleich mit der ganzen Familie zum Beratungsgespräch? Warum tun sich andere mit der Pünktlichkeit schwer? All diese ganz unterschiedlich hilfreichen Fähigkeiten wurden im betriebsinternen Intranet der Caritas dokumentiert und sind jetzt für die praktische Beratungs- und Sozialarbeit abrufbar; "Wir haben inzwischen begriffen, dass wir manche Dinge nicht persönlich nehmen dürfen, aber auch eindeutig Grenzen aufzeigen müssen, wenn es etwa um Gewalt geht", berichtet die für Kinder4,- Jugend- und Familienhilfe zuständige Fachdienstleiterin Martina Pattberg (Foto rechts).

Ein weiteres Ergebnis war die Öffnung der Caritas-Fachdienste für den Dialog mit den Kollegen aus den anderen Wohlfahrtsverbänden und Beratungseinrichtungen. Sie lädt man am 25. August (8.30-10.30 Uhr) in der Altentagesstätte an der Aktienstraße 78a bereits zum zweiten "Dialog-Frühstück" ein. Dabei geht es um einen lockeren Erfahrungsaustausch und Impulse durch einen Fachreferenten mit Migartionshintergrund. Am 25. August sind Besonderheiten im Umgang mit psychischen Erkrankungen bei Migranten das Thema.

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