Dienstag, 30. April 2019

Unter Wölfen


Wer hätte das gedacht. Der Wolf interessiert die Mülheimer so sehr, dass das Haus Ruhrnatur den entsprechenden Vortrag über die Rückkehr der Wölfe gleich ein zweites Mal anbieten muss. Ich weiß nicht recht, ob ich mich über die Rückkehr der Wölfe freuen soll, wo ich schon so manchem aggressiven Hund und seinem gleichgesinnten Halter im Zweifel lieber ausweiche. „Der beißt nicht. Der will nur spielen. Oh! Das hat er noch nie gemacht.“ Vielleicht liegt es daran, dass ich als Kleinkind von einer Dogge übersprungen wurde und das Märchen vom „bösen Wolf“ gehört habe. Sie wissen: Der, der das arme Rotkäppchen gefressen hat: „Großmutter! Warum hast du so große Augen? Großmutter! Warum hast du einen so großen Mund?“ Ich höre schon die Spötter: „Nur Schafe haben Angst vor dem Wolf!“ Ich weiß: Die größte Angst müssen wir, wenn wir nicht gerade Schäfer sind, heutzutage wohl vor den Wölfen im Schafspelz haben. Sie kommen lammfromm, auch gerne im Designer-Anzug oder in anderen edlen Gewändern daher, die ihnen als Deckmantel der Seriosität dienen, um ihre Mitmenschen über den Tisch oder ihnen gar das Fell über die Ohren zu ziehen. Ob der vom Haus Ruhrnatur eingeladene Wolfsexperte uns auch zu dieser reißerischen Spezies etwas sagen kann? Doch ich fürchte, er kann uns mit Blick auf diese gefährlichen Artgenossen, die sogar ihre Großmutter an den bösen Wolf und seine Kollegen verkaufen würden, auch nur raten, auf unser Bauchgefühl zu hören und unseren gesunden Menschenverstand einzuschalten, damit es uns am Ende nicht wie dem armen Rotkäppchen geht. 

Dieser Text erschien am 30. April 2019 in der Neuen Ruhr Zeitung

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