Donnerstag, 25. April 2019

"Fährmann, hol über!"

Archivfoto aus Franz Rolf Krapps Buch: "Mülheim seit 1945"
Mit einem Foto aus Franz Rolf Krapps Buch „Mülheim nach 1945“ springen wir heute zurück ins Jahr 1974. Das Jahr, in dem Deutschland zum zweiten Jahr Fußball-Weltmeister wurde, war für die Mülheimer das Jahr, in dem sie mit einer ganzen Woche vom 6. Bis zum 14. September 1974 ihre neue Innenstadt mit der Fußgängerzone auf der Schloßstraße und am neuen Hans-Böckler-Platz feierten. Eine von insgesamt 60 Attraktionen dieser Festwoche war ein Fährverkehr zwischen dem Rathaus- und dem Stadthallen-Ufer der Ruhr. Die Fähre, die wir auf dem Foto von 1974 sehen, war ein vom Technischen Hilfswerk angefertigter Nachbau der Fähre, die zwischen 1771 uns 1844 die Mülheimer vom westlichen zum östlichen Ufer der Ruhr brachte. Diese Fähre ging als Schollsche Fähre in die Stadtgeschichte ein, weil sie zwischen 1808 und 1827 von Hermann Scholl betrieben wurde. Sein Nachfolger, der Schiffsbauer Hermann Thielen war der letzte Fährmann auf der Ruhr. Denn mit Bau der ersten Ruhrbrücke, der sogenannten Kettenbrücke hatte sich der Fährbetrieb auf der Ruhr 1844 erledigt. Die Schollsche Fähre sollte 1999 noch einmal, im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme nachgebaut werden. Doch die Fähre, die acht Personen Platz bot, musste 2008 aus Sicherheitsgründen ihren Verkehr einstellen. Ihre Nachfolge trat das von der Mülheimer Stadtmarketing- und Tourismus-Gesellschaft betriebene Wikingerschiff, das von der MST für Gruppenausflüge auf der Ruhr vermietet wird und bis zu 14 Fahrgästen Platz bietet. Der Zeitsprung setzt die Veränderungen der Innenstadt ins Bild. Die um 1880 angelegten Ostruhranlagen sind ebenso verschwunden wie der 1967 errichtete Dezernentenflügel des Rathauses. Heute sehen wir vom Stadthallenufer aus die 2014 eröffnete Ruhrpromenade mit ihrem Hafenbecken und das in diesem Jahr fertig gestellte Stadtquartier Schloßstraße. Das 1912 eröffnete und 1998 geschlossene Stadtbad (rechts) dient heute als Wohnquartier.
So schaut es 2019 aus der gleichen Perspektive aus


Dieser Text erschien am 23. April 2019 in der Neuen Ruhr Zeitung

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