Donnerstag, 18. Juli 2019

Mülheim macht Berlin was vor

Wer hätte das gedacht? Die Mülheimer Sozialdemokratie ist ihrer Bundespartei voraus. Während sich die Genossen auf der Bundesebene noch winden wie ein Aal, um eine Frau, einen Mann oder beides zu finden, um die Sozialdemokratie aus ihrer Existenzkrise herauszuführen, haben die Mülheimer Genossen mit der Europaparlaments-Kandidatin Sina Breitenbruch-Tiedtke und dem Stadtverordneten Rodion Bakum gleich zwei vielversprechende politische Talente, die sich um den Vorsitz der ebenfalls nicht gerade erfolgsverwöhnten Mülheimer SPD bewerben. Vielleicht sollten sich die beiden ja sogar zu einem Tandem zusammentun, um die alte Tante SPD wieder flott zu bekommen.

In den Zeiten von Fridays for Future, in denen die Jungen  in Sachen Klimawandel und Energiewende nicht nur den altvorderen Genossen Beine machen, ist es ein demografischer Wandel der besonderen Art, dass es jetzt ausgerechnet ganz junge Mülheimer Genossen sind, die ihre alte Partei aus der Krise führen wollen. Zwei so entschlossene Frontleute würden sich ihre Bundes-Genossen in Berlin auch wünschen. Die Feststellung des vormaligen SPD Chefs Franz Müntefering: „SPD Vorsitzender, das ist das schönste Amt neben dem Papst“, klingt angesichts der aktuellen Lage der ältesten deutschen Partei wie eine Anekdote aus anno dazumal.

Aber vielleicht müssen ja gerade in solchen Krisenzeiten, in denen es auch darum geht alten Ballast abzuwerfen, die ganz Jungen ran, die weniger belastet sind von den Fehlern und Vorurteilen der Vergangenheit. Apropos Papst und SPD. Vielleicht würde ja auch der Katholischen Kirche mal eine Doppelspitze aus vergleichsweise jungen Leuten ganz gut tun, um in die Zukunft aufzubrechen und nicht in den Schatten Der Vergangenheit hängen zu bleiben. Aber ich befürchte, dass das angesichts der Mehrheitsverhältnisse in der römischen Kurie bis auf weiteres so unwahrscheinlich ist wie die Möglichkeit, dass die SPD beim bekanntermaßen Kapitalismus-kritischen Papst Franziskus anfragt, ob er nicht neben seinen Papstamt auch das, laut Franz Müntefering, zweitschönste Amt der Welt übernehmen möchte. Die Genossen könnten ja vielleicht schon mal mit Beten reinhängen. Das kann nie schaden. 

Dieser Text erschien am 18. Juli 2019 in der Neuen Ruhrzeitung

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