Sonntag, 14. Juli 2019

Eine neue Farbe für die Caritas

Essen. Sankt Gertrud im Nordviertel ist mit 250 Gläubigen bis auf den letzten Platz besetzt. Die allermeisten von ihnen sind schwarz und sprechen Englisch. Sie gehören zur englischsprachigen afrikanischen Gemeinde im Bistum Essen. Sie stammen aus Nigeria, Ghana, Kamerun, Tansania, Kenia und Zimbabwe. Heute leben sie mit Menschen aus mehr als 140 Nationen im Schmelztiegel des Ruhrgebietes. Immer wieder sonntags feiern sie um 14 Uhr in der neugotischen Kirche aus der frühen Kaiserzeit ihren Gottesdienst. Doch dieser zweieinhalbstündige Gottesdienst, den sie am 30. Juni in Sankt Gertrud feiern ist, ein besonderer. Die Kirchenbänke sind mit bunten Luftballons geschmückt. Das erinnert an eine Geburtstagsparty. Und tatsächlich ist dieser vom Diakon Winfried Rottenecker und dem afrikanischen Gemeinde Pfarrer Silvester Ozioko zelebrierte Gottesdienst so etwas wie eine Geburtstagsparty. Denn in seinem Rahmen wird die erste afrikanische Caritas Konferenz innerhalb Deutschlands Ins Leben gerufen.

„Ihr sollt unsere Augen und Ohren sein. Wir können viel von euch lernen wie der Glauben begeistern und freudig gelebt werden kann“, sagt Diakon Rottenecker . Und er macht deutlich wie er Caritas-Arbeit versteht: „Wenn eine Frau zu euch kommt, die in Not ist, weil, weil sie keine Arbeit hat, dann müssen wir uns fragen, woran liegt es dass sie keine Arbeit hat. Wir müssen sie vielleicht mit in einem Deutschkurs mitnehmen und dafür sorgen, dass sie einen guten Betreuungsplatz für ihre Kinder bekommt, damit sie eine Arbeitsstelle antreten und ihr Leben in die eigene Hand nehmen kann . Hilfe darf die Hilfsbedürftigen nicht schwach und dumm machen. Sie muss sie stark machen und dazu befähigen, Wege aus der Not zu finden und ihr eigenes Leben zu gestalten.“

Auch der aus Nigeria stammende Gemeindepfarrer Sylvester Ozioko, macht deutlich: „Es ist gut und richtig, wenn wir uns engagieren und unsere Fähigkeiten einbringen und den Hilfsbedürftigen mit Respekt begegnen. Gemeindepfarrer Gerd Heusch und Essens Bürgermeister Franz-Josef Britz begrüßen die Gründung einer afrikanischen Caritas Konferenz im Bistum Essen als an wichtigen Schritt zur sozialen Integration und eine Chance von den neuen Ideen er afrikanischen Caritaskonferenz zu lernen. Die Geschäftsführerin der Caritas im Bistum Essen, Sabine Depew bringt es auf den Punkt: „Caritas ist Hilfe und Hilfe ist das Fundament unserer Kirche.“

In dem Festgottesdienst, in dem nicht nur gesungen, sondern auch getanzt wird und wirklich jeder bei jedem Lied aus voller Lebenskraft mitsingt, werden die sieben Sprecher der aus aktuell insgesamt 60 ehrenamtlich Aktiven bestehenden Caritas Konferenz in ihr Amt eingeführt . Die von Michael Sifuma angeführte afrikanische Caritas Konferenz hat bereits konkrete Ideen wie sie den Zuwandererfamilien aus den englischsprachigen Ländern Afrikas helfen kann. Sie wird individuelle Sozialberatung, Weiterbildung, Kinderbetreuung und Hilfestellung bei Ämtergänge anbieten.

Auch das Thema häusliche Gewalt steht auf der Agenda der neuen Caritas Konferenz ziemlich weit oben. Hier geht es um Begleitung, Rat und Hilfe, aber auch um Vorbeugung. „Der soziale Druck in den Zuwandererfamilien sehr groß. Hinzu kommt, dass sie in ihrem Alltag an vielen Stellen einem sehr subtilen Rassismus ausgesetzt sind“, sagt Diakon Winfried Rottenecker. 

Dieser Text erschien im Neuen Ruhrwort vom 6. Juli 2019

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