Manchmal merkt man, dass man älter wird. Gestern erwischte mich diese Erkenntnis bei einer Straßenbahnfahrt.
Vor mir sah ich drei Schüler, die sich über ihre Lehrer, über ihre Eltern, über ihren Unterricht und über ihre aktuelle Freizeitplanung unterhielten.
Diese Schulweggespräche kannte ich natürlich auch aus meiner Schulzeit. Doch, was mir neu war, war die Tatsache, dass man solche Gespräche auch führen kann, wenn man Kopfhörer auf und in den Ohren und ein Smartphone-Display vor Augen hat.
Während allein die Anschauung dieser multimedialen Kommunikation in mir eine gewisse Anspannung aufsteigen ließ, war diese Form der Unterhaltung im Mehrkanalton für die Jugendlichen das Selbstverständlichste von der Welt. Diese Fähigkeit nennt man heute neudeutsch wohl Multitasking. Jetzt hat der von Altkanzler Helmut Kohl geprägte Begriff von der Gnade der späten Geburt für mich einen ganz neuen Klang. Wie dankbar darf ich doch dafür sein, noch ohne Smartphone, I-Pad, Podcast und mobiles Internet aufgewachsen zu sein. Darauf trinke ich erst mal ein Glas Multivitaminsaft, um mich für den Multitasking-Alltag zu stärken.
Dieser Text erschien am 24. Januar 2018 in der Neuen Ruhr Zeitung
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