Donnerstag, 2. Juni 2011

Global denken, lokal handeln: Dieses Agenda-Motto ist für die Speldorfer Kirchengemeinde St. Michael schon seit langem gelebte Praxis



Eines kann man der Speldorfer Kirchengemeinde St. Michael bestimmt nicht vorwerfen: Dass sie nur um ihren eigenen Kirchturm an der Schumannstraße kreisen würde.Seit Jahren unterstützen zum Beispiel die zur Gemeinde gehörenden Eheleute Sigrid und Rudolf Wiebringhaus zusammen mit einem privaten Helferkreis eine katholische Internatsschule für Aids-Waisen in Tansania. Doch wenn die Speldorfer Gemeinde über ihre Kirchturmspitze schaut, guckt sie nicht nur nach Afrika, sondern auch in die osteuropäische Ukraine.






Eine von den Eheleuten Christa und Gerhard Fölting initiierte Gruppe, deren harter Kern aus 15 bis 20 Gemeindemitgliedern besteht, pflegt eine Partnerschaft mit der Mariengemeinde in der westukrainischen Bukowina. Die Freundschaft zwischen St. Michael in Speldorf und St. Marien in Stara Krasnoshora wurde durch den katholischen Weltjugendtag 2005 in Köln begründet, als Familien aus St. Michael Gäste aus der Ukraine aufnahmen.Mit dem Weltjugendtag 2005 fing alles an. Seit dem besuchen Gemeindegruppen aus Speldorf regelmäßig die Ukraine und heißen Gäste aus der Ukraine in Speldorf willkommen, frei nach der Devise: „Kleine Besuche erhalten die Freundschaft“






Natürlich geht es den Michaelanern, die in die Bukowina reisen oder hier Gäste aus. Stara Krasnoshora beherbergen und betreuen, auch um eine persönliche Horizonterweiterung. „Diese Partnerschaft ist eine gute Brücke nach Osteuropa. Doch das Engagement der Gastfamilien stärkt auch den Zusammenhalt in den Gemeinden“, sagt Gerd FöltingDoch die deutsch-ukrainischen Begegnungen, die nächste übrigens wird im Herbst in Speldorf stattfinden, haben auch einen praktischen Mehrwert. Denn bei den Besuchen dies- und jenseits der EU-Grenzen geht es nicht nur um Freundschaft, Sightseeing oder gemeinsames Beten, Meditieren und Singen, sondern auch um die konkrete Lösung von Alltagsproblemen.






So unterstützt St. Michael eine Gruppe, die sich unter dem Namen Smiley Kids in Stara Krasnoshora um Kinder alkoholkranker Eltern bemüht. So konnte die Speldorfer Gemeinde den Kontakt zu einer Fachfrau vom Kreuzbund herstellen, die bereits ein Seminar in der Ukraine abgehalten hat. Außerdem übten sich deutsche Gastgeber und ukrainische Gäste beim letzten Zusammentreffen in Speldorf in gemeinsamen Übungen am lebenden Objekt und unter professioneller Anleitung einer Krankenschwester im kleinen Einmaleins der häuslichen Krankenpflege, besuchten gemeinsam ein Altenheim und ließen sich beim Besuch einer Dachbaufirma über die Möglichkeiten des energiesparenden biologischen Bauens aufklären.„Das ist etwas ganz anderes als das Ruhrgebiet. Es gibt eine stark ausgeprägte Volkstümlichkeit mit Musikgruppen und Trachten.






"Viele Menschen leben dort in Holzhäusern, haben einen Brunnen vor der Tür und fahren noch mit Pferd und Wagen,“ schildert Gerd Fölting die selbst erlebten Unterschiede im Alltag, die aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es gemeinsame soziale und menschliche Probleme gibt.So wird man sich beim nächsten deutsch-ukrainischen Treffen in Speldorf mit der Lebenssituation von Frauen und von Menschen mit Behinderung auseinandersetzen.Das letztere Thema hat einen aktuellen Hintergrund. Denn im vergangenen Sommer ließen sich die Speldorfer und ihre ukrainischen Gastgeber durch den Besuch in einem Heim für alte und behinderte Männer in Tscheresch zum Handeln motivieren, um auf die dort herrschenden hygienischen und fachlichen Mängel aufmerksam zu machen.






Über den CDU-Außenpolitiker Philipp Mißfelder und die deutsche Botschaft in Kiew konnte politischer Handlungsdurck auf die Verantwortlichen vor Ort organisiert werden, so dass eine Lösung der Probleme wahrscheinlicher wird.






Dieser Text erschien am 28. April 2011 in NRZ und WAZ

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