Samstag, 28. Mai 2011

Das Benefizkonzert der Marinekameradschaft hat wieder Geld für gute Werke eingespielt, könnte aber aus finanziellen Gründen 2012 vor dem Aus stehen



Das Benefizkonzert der Marinekameradschaft hatte gestern ein schönes Nachspiel. Der Vorsitzende der Marinekameradschaft konnte den Konzerterlös von insgesamt 6000 Euro für einen guten Zweck übergeben. Das Geld teilen sich in diesem Jahr die Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung und die Jenny-Böken-Stiftung, die sich um verletzte Soldaten und die Hinterbliebenen von gefallenen Soldaten der Bundeswehr kümmert, die in Not geraten sind.Die Lebenshilfe wird ihren Spendenanteil in die Finanzierung eines Jubiläumsfestes investieren, mit dem ihre Sportgruppe am 2. Juli ihren 25. Geburtstag feiert. Die Jenny-Böken-Stiftung finanziert mit der Geldspritze der Marinekameradschaft Rüstwochenenden der Evangelischen Militärseelsorge, bei denen Hinterbliebene gefallener Bundeswehrsoldaten seelsorgerisch und psychologisch betreut und stabilisiert werden.






Ob die Marinekameradschaft auch im kommenden Jahr mit einem Benefizkonzert Geld für einen guten Zweck einspielen kann, ist für Gerbener und seine Mitstreiter mehr als fraglich.Der Konzerttermin 24. März steht bereits fest. Doch die Finanzierung des Konzertes steht in den Sternen. Gerbener liegt ein Vertrag der Mülheimer Stadtmarketinggesellschaft vor, wonach die Marinekameradschaft 2012 die doppelte Nutzungsgebühr für die Stadthalle bezahlen soll.






MST-Geschäftsführerin Inge Kammerichs bestätigt, dass die entsprechende Nutzungsgebühr von 2950 Euro auf 6300 Euro steigen soll. In dieser Summe enthalten ist bereits ein 40-prozentiger Rabatt, den der Rat der Stadt für alle gemeinnützigen Vereine beschlossen hat, die die Stadthalle als Veranstalter nutzen. "Auch an dem erhöhten Betrag verdient die MST nichts. Aber das bisherige Arrangement war einfach unrealistisch. Das können wir uns nicht mehr leisten", sagt Kammerichs. Sie weist darauf hin, dass die Saalmiete für den Theatersaal nur mit knapp 1300 Euro zu Buche schlägt, während der Löwenanteil auf Personal und Technik entfällt.






Während die Militärmusiker der Bundeswehr auf der Bühne stehen, sind gleichzeitig Licht- Ton- und Bühnentechniker, Brandschützer und das Aufsichtspersonal der Stadthalle hinter den Kulissen im Einsatz. Bürgermeisterin Renate aus der Beek (SPD) machte bei der Spendenübergabe im Handelshof deutlich, dass sie das Benefizkonzert der Marinekameradschaft sowohl sozial als auch kulturell für unverzichtbar hält. Sie will sich mit Blick auf den MST-Aufsichtsrat, für eine moderatere Nutzungsgebühr einsetzen.






Doch ihr Rats- und Fraktionskollege Ulrich Scholten erklärt in seiner Funktion als Aufsichtsratschef der MST: "Wir stehen im Rahmen der Haushaltssicherung unter einem Kostendiktat. Unsere Möglichkeiten sind limitiert, Denn die Leute, die da rumlaufen müssen auch bezahlt werden."Dennoch hofft auch er auf eine kreative Lösung durch die MST. Scholten: "Vielleicht gibt es da noch einen gewissen Spielraum, um die Nutzungsgebühr abzumildern, in dem die MST der Marinekameradschaft ein abgespecktes Nutzungsangebot für die Stadthalle macht. Denn es wäre es ja tragisch, eine so schöne Veranstaltung untergehen zu lassen." Gleichzeitig macht der MST-Aufsichtsratsvorsitzende mit Blick auf die Ansprüche anderer gemeinnütziger Vereine deutlich: "Wir müssen alle gleich behandeln, sonst bekommen wir am Ende einen Schneeballeffekt."






Kommentar: Wenn sich Bürger, wie die Mitglieder der Marinekameradschaft mit einem Benefizkonzert für die Finanzierung sozialer Aktivitäten engagieren, entlasten Sie damit die öffentlichen Kassen. Das ist ein Kapital, das mehr wert ist als Geld und ohne das unsere Demokratie nicht überleben kann.Dass solche und ähnliche Veranstaltungen gemeinnütziger Vereine in der Stadthalle über die Bühne gehen können, entspricht ihrem Namen und ihrer Intention. Die Stadt, das sind wir Bürger. Deshalb ist die Stadthalle auch nicht mit einem kommerziellen Kongresszentrum zu vergleichen. Dennoch muss die für die Stadthalle zuständige MST im Interesse der Steuerzahler auf Kostendeckung achten.Wenn vor allem personelle und technische Standards die Kosten für ehrenamtliche und gemeinnützige Veranstalter in der Stadthalle ins Unerträgliche steigen lassen, müssen diese Standards auf den Prüfstand gestellt und wenn nötig und möglich abgeschmolzen werden. Folgende Fragen muss man beantworten: Welche Aufgaben können bei Veranstaltungen entfallen oder, etwa im Aufsichtsdienst, auch durch Ehrenamtliche kostensenkend kompensiert werden? Können gemeinnützige Veranstalter durch moderat angehobene Eintrittsgelder ihre Kosten senken oder können höhere Gebühren kommerzieller Nutzer zur Gesamtkostendeckung herangezogen werden?






Dieser Text erschien am 27. Mai 2011 in der NRZ

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