Sonntag, 25. April 2010

Warum das gute alte Buch Zukunft hat: Ein Gespräch mit den Buchhändlerinnen Ursula Hilberath und Brigitta Lange zum Welttag des Buches


Der 23. April wirdweltweit als Tag des Buches begangen. Aus diesem Anlass fragte ich die beiden Buchhändlerinnen Ursula Hilberath (rechts) und Brigitta Lange: Hat das gute alte Buch im Zeitalter der elektronischen Medien Zukunft? Ihre Anwort ist ein Ja ohne wenn und Aber, zumindest im Bereich der schönen Literatur. Bei der Sachliteratur sieht Lange allerdings auch einen verstärkten Trend zu aktuellen elektronischen Medien. Gerade im juristischen Bereich arbeite man heute zunehmend mit Downloads aus dem Internet.

Ihre These: "Die Leute wollen etwas in der Hand haben" und: "Lesen ist wie Kino im Kopf. Beim Lesen stehe ich mit meiner Phantasie im Mittelpunkt und bestimme, wann, wo und wie schnell ein Vergnügen stattfindet", währrend Zuhörer eines Hörbuches oder Hörspieles und Zuschauer eines Filmes immer in ein bestimmtes Zeitraster gedrängt werden und tendenziell einer Reizüberflutung ausgesetzt sind.

Das Litertur gerade auch bei den Kindern und Jugendlichen zwischen 8 und 16 gefragt ist, sehen sie täglich in ihrer Buchhandlung an der Düsseldorfer Straße, die sie seit 16 Jahren gemeinsam betreiben. Genauso lange gibt es auch schon den von ihnen initiierten und zusammen mit Kooperationspartnern aus dem Stadtteil durchgeführten Saarner Bücherfrühling, der vom 3. bis 20. Mai seine 16. Auflage erleben wird.

"Am Anfang war es schwierig, weil die Verlage gerade neue Buchhandlungen kritisch beäugen, aber inzwischen haben wir uns in der Branche einen guten Ruf erarbeitet, so das wir inzwischen mehr Lesungen angeboten bekommen, als wir im Programm des Saarner Bücherfrühlings unterbringen könnten.", schildern Hilberath und Lange die Entwicklung ihrer Literaturreihe. Der Zuspruch von Autoren und Literaturfreunden hat dazu geführt, dass der Saarner Bücherfrühling heute nicht mehr nur eine, sondern gut zwei Wochen dauert und durch Lesungen im Oktober und November ergänzt wird. "Wir haben ein sehr aufgeschlossenes und xperimentierfreudiges Publikum, das sich auch auf neues einlässt und uns vertraut, frei nach der Devise: Da kannst du hin gehen und erlebst auf jeden Fall einen schönen Abend", sagen die Buchhändlerinnen über das örtliche Literatur- und Lespublikum.

Gibt es Bücher, die ihr eigenes Leben nachhaltig beeinflusst haben? Lange erinnert sich spontan an die skurrilen und witzigen Bücher mit den Gesichten von Mary Popins, "durch die ich eine anglophile Ader entwickelt und mir bis heute bewahrt habe." Während Lange später Anglistik studierte, entstand auch Hilberaths Begeisterung für die von ihr später studierte Kunstgeschichte durch die Kunstbücher ihrer Eltern.

Haben die Leute auch in den Zeiten von Wirtschafts- und Finanzkrise noch Geld für ein gutes Buch übrig? Hilberath und Lange erinnern sich an einen Umsatzeinbruch im letzten Herbst, als die Krise begann und in den Medien breit diskutiert wurde. Doch von diesem Einbruch habe man sich wieder im Laufe des Jahres erholt und könne jetzt sagen: "Die Umsätze sind stabil." Lange glaubt sogar, dass die Menschen in der Krise wieder eher zum vergleichsweise preiswerten Lesevergnügen eines Buches greifen, als viel Geld für Reisen und Restaurantbesuche auszugeben. Dabei sehen sie die Zeiten vor Weihnachten und während der ausgesprochen öffentlichkeitswirksamen und medienpräsenten Frankfurter Buchmesse im Herbst als die verkaufsstärksten Monate ihrer Branche, ohne die Zeit der Urlaubslektüre im Frühjahr und Sommer als leseschwache Monate abqualifizieren zu wollen.

Nach der Zukunft des Buches gefragt, sieht Hilberath die Buchhändler in der Verantwortung. "Denn von dem ersten Buch, das wir einem Kind empfehlen, kann das spätere Lesverhalten geprägt werden."

Weitere Informationen, auch zum Saarner Bücherfrühling, im Internet unter: http://www.hilabuch.de/

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