Immer mehr alte und immer weniger junge Menschen. Angesichts des demografischen Wandels beschwören manche Untergangspropheten einen Krieg der Generationen heraufbeschwören. Es gibt nichts unsinnigeres. Denn wer mit offenen Augen durchs Leben geht, sieht sofort: Junge und Alte sitzen in einem Boot.
Die frühere Seniorenbeiratsvorsitzende Helga Krusenbaum hat das einmal auf den Nenner gebracht: „Heute wir. Morgen ihr.“Das ist der Laufe der Dinge. Auch die Jungen werden mal alt und sind deshalb schon im eigenen Interesse gut beraten schon heute die Infrastruktur zu schaffen, in der man würdig alt werden darf und kann, auch wenn man vielleicht nicht mehr so schnell, so stark, so geistesgegenwärtig und mobil ist.
Ob wir diese Zukunftsaufgabe meistern, ist abhängig von vielen kleinen Dingen: Mehr Respekt und Rücksicht im Alltag. Wir müssen uns vom Jugendwahn verabschieden und die Langsamkeit neu entdecken und sei es in Form von Taktfrequenzen bei Bus,- Bahn und Aufzugtüren oder Ampelschaltungen. Wir brauchen mehr Nahversorgung und Nahverkehr für eine alternde Gesellschaft, die nicht mehr so mobil sein wird, um alles in großen Zentren auf der grünen Wiese einkaufen zu können. Wir brauchen daheim und unterwegs mehr Barrierefreiheit, wenn wir nicht mehr jede Hürde nehmen können. Und wir brauchen bezahlbare Betreuung und unbezahlbare menschliche Zuwendung in Familie und Nachbarschaft, damit wir uns auch als altes Haus in unserer Stadt noch zu Hause fühlen können.
Dieser Text erschien am 14. April 2010 in der NRZ
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