Mittwoch, 28. April 2010

Hintergrund: Der lange Weg zum Hausarzt - Steuert auch Mülheim langfristig auf einen Ärztemangel zu?


Der Weg zur niedergelassenen Hausärztin oder zum Hausarzt ist lang. Wer sein Medizinstudium, einschließlich Praktika und Praktischem Jahr, in der Regelstudienzeit abschließt, kann frühestens nach zwölf Semestern, also nach sechs Jahren, sein Examen machen.

Dem Examen schließt sich eine dreijährige Zeit als Assistenzarzt in einer Klinik an, die eine Facharztausbildung im Bereich Innere- und Allgemein-Medizin umfasst. Danach müssen die jungen Medizinerinnen und Mediziner aber noch einmal zwei Jahre als Assistenzarzt in einer hausärztlichen Praxis gearbeitet haben, ehe sie sich selbstständig als Hausarzt oder Hausärztin allein oder zusammen mit Kollegen mit einer eigenen Praxis niederlassen können.Hausarzt Uwe Brock (links) und Medizinstudentin Christina Spangenberg (rechts) sind sich einig, dass der Trend immer mehr zu Gemeinschaftspraxen geht, und zwar aus wirtschaftlichen, arbeitstechnischen und sozialen Gründen. Beide Mediziner wünschen sich für die Hausärzte weniger Bürokratie und mehr Zeit für den Patienten zu haben, aber auch für das eigene Privatleben.

Nach Angaben des Marburger Bundes fehlen in Deutschland schon heute 6000 Ärzte. Gleichzeitig geht jeder dritte Mediziner, der in Deutschland ausgebildet wurde nach seinem Studium zum Beispiel nach Österreich, in die Schweiz oder nach Skandinavien, weil dort Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen oft besser sind. Hinzu kommt die Alterung der Gesellschaft, die den Ärztebedarf tendenziell steigen lassen dürfte. Anders als etwa in vielen ländlichen Regionen gibt es in Mülheim mit seinen 107 Hausärzten derzeit keine Unterversorgung, sondern mit einer Quote von 119 Prozent sogar eine leichte Überversorgung.

Doch der Vorsitzende der Mülheimer Ärztekammer, Uwe Brock, (links) weist darauf hin, dass den 20 Hausärzten, die in den nächsten fünf Jahren in Pension gehen, voraussichtlich nur zehn neue Hausärzte gegenüberstehen werden. Als Vorstandsmitglied der Ärztekammer Nordrhein weiß er, dass in diesem Bezirk jährlich im Durchschnitt 100 junge Mediziner, davon zwei Drittel Frauen, ihr Studium abschließen, der tatsächliche Ärztebedarf aber bei jeweils 200 bis 250 liegt. Setzt sich dieser Trend fort, ist ein akuter Ärztemangel programmiert.

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