Mittwoch, 7. Juli 2021

TEAM MÜLHEIM

Ein alter Mann geht mit seinem Stock über die Schloßstraße. Plötzlich kommt ihm ein Fußball in die Quere, Komma den ein Junge in die Tiefe des Raumes der Fußgängerzone geflankt hat. Spontan stützt sich der alte Herr auf seinen Gehstock und spielt den Ball gekonnt mit seinem rechten Fuß zurück. Die Szene wirkt skurril. Interessant, wie ein Ball die Phantasie der Menschen beflügeln kann und selbst aus reifen Herren mit Handicap im Geiste wieder kleine Jungs werden lassen kann, die sich an den Straßenkick ihrer Kindheit erinnert fühlen. Wenig später sehe ich auf der gleichen Straße einen jungen Mann, der mit seinem E-Scooter wie ein Rennfahrer auf dem Nürburgring fühlt und frech einen Rollatorfahrer beiseite hupt. Das nennt man wohl ein grobes Foul, um in der Sprache des Fußballs zu bleiben. Leider ist auf dem Spielfeld des Lebens nicht immer ein Schiedsrichter zur Stelle, wenn er vonnöten wäre, um solche Regelverstöße zu ahnden und dafür zu sorgen, dass sich alle Spieler auf dem Spielfeld des Lebens als Mitspieler und nicht als Ego-Shooter begreifen. Das Team ist der Star, nicht nur im Fußballstadion, sondern auch auf dem Spielfeld, das sich Leben nennt. Gewinnen können wir auch als Team Mülheim nur dann, wenn wir uns die Bälle zuspielen, statt uns die Steine in den Weg zu legen.


NRZMH, 07/2021

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