Sonntag, 17. Februar 2019

Alles im Fluss


„Ich traue mich nicht, ein Bier zu bestellen“, sagt der Kommunalpolitiker, der sich abends mit einem Bürger zum Hintergrundgespräch trifft. „Ich traue mich nicht, das Glas Wein in die Hand zu nehmen“, sagt ein anderer, der sich mit Freunden zum Mittagessen trifft.

Seit Bewirtungskosten dafür gesorgt haben, dass dem Oberbürgermeister das Wasser politisch bis zum Hals steht, ist man im Dunstkreis des Rathauses ernüchtert.

Tatsächlich lässt uns Bürger die jüngste Haushaltsberichterstattung mit Stichworten, wie Grundsteuererhöhungen, Erhöhung der Kindertagesstätten-Gebühren und Einsparungen beim Öffentlichen Personennahverkehr und beim Mitarbeitereinsatz in den offenen Ganztagsgrundschulen ahnen, dass wir bald alle in unserer Stadt am Fluss auf dem Trockenen sitzen könnten, egal, ob wir nun auf Bier und Wein oder auf Mineralwasser schwören.

Wenn es stimmt, dass im Wein die Wahrheit liegt, dürfen unsere Ratsmitglieder von mir aus auch bei der nächsten Haushaltsberatung auch mit Rot- oder Weißwein anstoßen, wenn sie dadurch zu Lösungen der kommunalen Finanzmisere inspiriert würden und damit verhindern könnten, dass wir als Bürger dieser Stadt auch in Zukunft nicht Schwarz sehen und unseren Mut sinken lassen müssten. Denn nüchtern betrachtet, geht die Stadt am Fluss baden, wenn wir als ihre Bürger uns nicht über Wasser halten können.

Dieser Text erschien in der Mülheimer NRZ    

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