Die 1992 gegründete Initiative Tschernobyl-Kinder konnte mit Hilfe von Spenden, Gastfamilien und den Einnahmen des Tschernobylladens an der Bachstraße bisher 1600 weißrussischen Kindern und Jugendlichen, die von der den Folgen der Reaktorkatastrophe in Mitleidenschaft gezogen wurden, einen Erholungs- und Behandlungsaufenthalt in Mülheim ermöglichen. In dieser Woche sind 48 Kinder und Jugendliche aus dem weißrussischen Zhodino zu Gast in Mülheim, wo die Initiative ein barrierefreies Jugendzentrum eingerichtet hat. Zur Besuchergruppe gehört auch Zhodinos Bürgermeister Vassily Grischenko. Für die NRZ fragte ich die Gründerin und Vorsitzende der Tschernobyl-Initiative, Dagmar van Emmerich, zu den Hintergründen des aktuellen Besuches.
Was ist bei diesem Besuch aus Weißrussland anders?
Dass er diesmal unter der Überschrift Jugendbegegnung und Kulturprojekt steht und nicht unter der Überschrift Erholungsaufenthalt.Frage: Womit wird das deutlich?Antwort: Unsere Gäste sind in diesem Jahr zu 85 Prozent junge Musiker, Tänzer und Sänger.
Wird man etwas von ihrer Kunst zu sehen und zu hören bekommen?
Sie werden am Samstag, 10, Juli, um 15 Uhr eintrittsfrei mit einem reichhaltigen Programm aus Chor- und Sologesang sowie mit einer Orchesteraufführung und hervorragenden Instrumentalsolisten im Rahmen des von den Duisburger Philharmonikern initiierten Ruhr-2010-Projektes Interfaces zusammen mit Jugendlichen aus dem Ruhrgebiet, aus Chile und unserer finnischen Partnerstadt Kovola zu sehen und zu hören sein.
Was bedeutet dieses Gastspiel für die jungen Weißrussen?
Das ist für die Jugendlichen aus Zhodino ein ganz besonderes Ereignis, an einem internationalen Jugend-Kultur-Projekt teilnehmen zu können. Das hat auch in der ganzen Stadt Begeisterung ausgelöst. Seit letztem Jahr wird geprobt und einstudiert. Mittelpunkt ist dabei das von uns eingerichtete Jugendzentrum in Zhodino.
Warum gehört diesmal auch Zhodinos Bürgermeister zu den Gästen?
Er ist stolz auf seine jungen Leute, möchte hier aber auch von einem Know-How-Transfer profitieren. Ein ganz wichtiges und drängendes Problem ist für die Menschen in Zhodino die Müllentsorgung. Deshalb hatten wir gestern einen umfangreichen Informationsbesuch bei der Mülheimer Entsorgungsgesellschaft. Und wir haben Grund zu hoffen, dass sich auch der Geschäftsführer der MEG mal Zeit nehmen wird, um nach Weißrussland aufzubrechen.
Wo steht Ihre Hilfsinitiative? Wie hat sie sich weiterentwickelt?
Den Gedanken der humanitären Hilfe für die Opfer der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl verlieren wir natürlich nicht aus dem Auge. Das ist uns wichtig. Dazu werden wir 2011 auch eine Ausstellung in Mülheim haben. Wir sehen aber auch eine gute Möglichkeit durch das Kennenlernen junger Menschen, die auf einer anderen Ebene als der des Erholungsurlaubs zu uns kommen können, junge Leute aus Weißrussland und Deutschland viel mehr und selbstverständlicher zusammenzubringen. Darin sehe ich eine Perspektive und Notwendigkeit für die gemeinsame Zukunft.
Dieser Text erschien am 9. Juli in der NRZ
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