Dienstag, 6. Juli 2010

In Mülheims polnischer Partnerstadt Opole fiel Komorowskis Wahlsieg deutlicher aus als im Landesdurchschnitt

Wenige Tage nach der Bundespräsidentenwahl hat auch unser Nachbarland Polen einen neuen Präsidenten bekommen. Während der Präsident in Deutschland indirekt durch die Bundesversammlung gewählt wurde, hatten die Bürger in Polen und damit auch in Mülheims polnischer Partnerstadt Opole, dem bis 1945 zu Deutschland gehörenden Oppeln, die Möglichkeit der direkten Wahl ihres Staatsoberhauptes. Der polnische Staatspräsident hat im Gegensatz zum deutschen Bundespräsidenten nicht nur repräsentative Aufgaben. Er ist Oberbefehlshaber der Armee und kann mit seinem Veto in die Gesetzgebung eingreifen.Der Wahlsieg des liberalen Kandidaten Bronislaw Komorowski fiel mit einem Stimmenanteil von 73,76 Prozent der Stimmen in der Partnerstadt Opole deutlicher als im Landesdurchschnitt aus, wo der Bewerber der liberalen Bürgerplattform um Ministerpräsident Donald Tusk 53,01 Prozent der Stimmen gewann.

Sein nationalkonservativer Gegenkandidat, Ex-Premierminister Jaroslaw Kaczynski, Bruder des im April bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen Präsidenten Lech Kaczynski, errang landesweit 46,99 Prozent, in Opole aber nur 26,24 Prozent. Insgesamt 58,42 Prozent der 97 130 wahlberechtigten Oppelner Bürger gaben am Sonntag ihre Stimme bei der Präsidentenwahl ab. Damit lag ihre Wahlbeteiligung im polnischen Landesdurchschnitt.

Wahlberechtigt waren am Sonntag auch 910 polnische Staatsbürger mit Wohnsitz in Mülheim. Sie konnten im polnischen Konsulat in Köln oder per Briefwahl ihre Stimme abgeben.Lebensmittelpunkt Mülheim Einer von ihnen ist Woijciech Brzeska, Pressesprecher der Mülheimer Sozialholding. Er ist polnischer und deutscher Staatsbürger. „Ich habe auf die Stimmabgabe verzichtet, weil ich meinen Lebensmittelpunkt in Deutschland sehe. Aber ich habe die Wahl in Polen mit Interesse verfolgt“, betont Brezska. Er freut sich über den Sieg des Liberalen Komorowski, weil er davon positive Impulse für die deutsch-polnischen Beziehungen und die Europapolitik Polens erwartet.

Bei einer Direktwahl des Bundespräsidenten, die er sehr begrüßen würde, hätte Brzeska übrigens für Joachim Gauck gestimmt, „weil er sich große Verdienste um die Aufarbeitung der Stasi-Unterlagen erworben und die Menschen davon überzeugt hat, dass man das begangene Unrecht erst aufarbeiten muss, ehe es eine Versöhnung zwischen Tätern und Opfer geben kann.“

Dieser Text erschien am 6. Juli 2010 in der NRZ

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Trüber November

 Für den Evangelischen Kirchenkreis an der Ruhr und seine sechs Gemeinden ist der November nicht nur klimatisch trübe. Superintendent Michae...