Montag, 7. Juli 2014

So gesehen: Die Sehnsucht nach dem Happy End


Wenn Sie sich in diesen Tagen als Fußballfan outen und die Hoffnung ausdrücken, Deutschland möge nach 1954, 1974 und 1990 doch mal wieder Weltmeister werden, wird ihnen eine fast 100-prozentige Zustimmung in Schwarz-Rot-Gold sicher sein. Wenn Sie sich aber als Mitglied einer Religionsgemeinschaft oder einer politischen Partei outen, müssen Sie im Zweifel mit Widerspruch, Hohn und mancher Schwarz-Weiß-Malerei rechnen. Das Gespräch mit Pfarrer und Fußballfan Michael Manz (siehe unten) gewährt interessante Einsichten in die deutsche Volksseele. Und aus dieser Volksseele kommen ja auch die Volksmärchen, die meistens ein Happy End haben. Und weil die Deutschen im Spiel des Lebens von manchem Spielführer so manches Märchen erzählt bekommen haben, das sich am Ende als Horrorgeschichte entpuppte, wollen sie heute lieber mit König Fußball, der ihnen im Gegensatz zu anderen Spielfeldern klare Regeln und Ergebnisse garantiert, ein Sommermärchen mit Happy End erleben. Und selbst, wenn es damit nicht klappt, bleibt ihnen die Gewissheit, dass nach dem Spiel immer vor dem Spiel ist und wir deshalb früher oder später auf jeden Fall Weltmeister werden.

Dieser Text erschien am 2. Juli 2014 in der Neuen Ruhr Zeitung

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