Montag, 3. Juni 2019

Was für ein Zirkus


Am Wochenende hatte ich das seltene Vergnügen, in einen Zirkus eingeladen zu werden. Der runde Geburtstag eines Freundes machte es möglich. Anders als der Zirkus, den man zurzeit in politischen und medialen Arenen geboten bekommt, sorgte das, was man dort zu sehen und aufgetischt bekam, für ein erbauliches Kontrastprogramm zum Alltagszirkus. Der Tag war für mich Programm. Alte Freundschaft rostet nicht. Denn wo sich alle mit Wohlwollen begegnen, können alle ihr Bestes geben. Und wo einer dem anderen zuhört und auch mal ein Auge zudrückt, wenn etwas nicht perfekt ist, hat jeder Freude Teil der Gemeinschaft zu sein und mitzumachen und den Tag gelingen zu lassen.

Vielleicht könnte das ja auch mal ein Erfolgsrezept für den politischen Zirkus sein, in dem wir alle, ob wir wollen oder nicht, Zuschauer und Akteure sind. Am Ende der Vorstellung werden weder diejenigen am Rand der Manege noch diejenigen in der Manege glücklich, wenn ein Drahtseilakt den nächsten jagt und alle nur auf den Absturz der Akrobaten warten. Auch wer die Dompteure den Raubtieren zum Fraß vorwirft, darf sich nicht wundern, wenn er ihr nächstes Opfer wird und das Fest für alle in einem Fiasko endet.


Dieser Text erschien am 3. Juni 2019 in der Neuen Ruhr Zeitung

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