Sonntag, 2. Dezember 2018

Transatlantische Betrachtungen

Im Alter von 94 Jahren ist George Bush Senior gestorben. Der 41. Präsident der Vereinigten Staaten erinnert uns an eine gute Zeit der transatlantischen und der deutsch-amerikanischen Beziehungen, in der so vieles möglich erschien. 1990 waren es George Bush und Michail Gorbatschow, die den Deutschen den Weg zur Wiedervereinigung, allen Widerständen zum Trotz ebneten, weil sie erkannten, dass es am Ende des Ost-West-Konfliktes keine sinnvolle Alternative zur friedlichen und freien Wiedervereinigung der Deutschen geben konnte. Ohne George Bush und Michail Gorbatschow hätten Helmut Kohl und Hans-Dietrich Genscher nicht zu Architekten der deutschen Einheit werden können.

Anders, als Bush Senior und Gorbatschow liebten Großbritanniens "Eiserne Lady" Margret Thatcher und ihr französischer Verbündeter Francois Mitterand, Deutschland so sehr, dass sie froh darüber waren, dass es zwei davon gab.

Der Unternehmer, Diplomat und Politiker George Bush Senior gehörte zu jenen moderaten Neu-England-Republikanern, die sich als "mitfühlende Konservative" verstanden und die als Mitglieder der Kriegsgeneration um die existenzielle Bedeutung der nach 1945 gewachsenen transatlantischen Beziehungen wussten.

Dass Vater Bush, anders, als später sein wesentlich weniger staatsmännisch agierender Sohn Goeorge Bush junior, 1992 keine zweite Amtszeit bekam, sondern vom Demokraten Bill Clinton: ("It is the economy, stupid! = Es ist die Wirtschaft, Dummkopf!") Bush Senior fiel im Präsidentschaftswahlkampf von 1992 ein Versprechen aus seinem erfolgreichen Präsidentschaftswahlkampf von 1988 auf die Füße, das er nicht hatte einhalten können. "Read my lips. There won't be any tax increases under my Leadership" = Lest meine Lippen. Es wird unter meiner Führung keine Steuererhöhungen geben!") hatte Bush 1988 im Rennen gegen den demokratischen Gouverneur von Massachusetts, Michael Dukakis, seinen Wählern versprochen. Sein Beispiel ging als Lehrbeispiel für alle Wahlkämpfer in die politische Geschichte ein, im Zweifel lieber weniger als mehr zu versprechen.

Dass mit Senator John McCain und Präsident George W. Bush Senior in diesem Jahr zwei ausgewiesene Transatlantiker für immer gegangen sind, sollte uns nicht daran zweifeln lassen, dass auch die Donald Trumps, wie andere Präsidenten vor ihnen kommen und gehen. Die über 200-jährige Geschichte der amerikanischen Präsidentschaft ist eine Geschichte der politischen Pendelbewegungen und wird es wohl auch bleiben. Deshalb dürfen wir davon ausgehen, dass, früher oder später,  auch wieder ein Transatlantiker und verantwortlicher Staatsmann in das 1800 errichtete Weiße Haus von Washington einziehen wird.   

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