Donnerstag, 1. Mai 2014

Damit das Kind nicht in den Brunnen fällt: Frühe und flexible Erziehungshilfen zahlen sich aus

Kinder machen Freude. Manachmal überfordern sie aber auch ihre Eltern. Dafür stehen die 1310 Fälle, in denen das Sozialamt als federführende Behörde im Jahr 2012 eine Hilfe zur Erziehung anordnete oder gewährte.

Auch wenn die Zahl der Eziehungshilfen, wie Ende März im Jugendhilfeausschuss vorgestellt und jetzt auch vom statistischen Landesamt IT NRW veröffentlicht, gegen den Landestrend von plus 1,9 Prozent im Vergleich zum Jahr davor um 43 (-3,2 Prozent) zurückging, fällt auf, dass die Zahl der flexiblen Familienhilfen im gleichen Zeitraum um 18,3 Prozent von 262 auf 310 angestiegen ist.

„Die flexibibele Familienhilfe soll Familien mölglichst frühzeitig und niederschwellig helfen , ihren Alltag besser zu organisieren und so Eltern entlasten, ehe das Kind in den Brunnen gefallen ist“, erklärt Sozialplanerin Birgit Mohr diesen „Türöffner der Eziehungshilfe“. Die steigende Zahl der flexiblen Familienhilfen begründet Mohr unter anderem damit, „dass die Leute heute aufmerksamer hinschauen und sich mehr besorgte Nachbarn, Erzieherinnen oder Lehrer bei uns melden, wenn sie den Eindruck haben, dass ein Kind vernachlässigt werden könnte, weil es zum Beispiel regelmäßig ohne Frühstück zur Schule kommt oder abends unbeaufsichtigt auf dem Spielplatz spielt.“

Einen weiteren vorbeugenden Effekt sieht der stellvertretende Sozialamtsleiter Thomas Konietzka im Familienbesuchservice, den seine Behörde vor fünf Jahren eingerichtet hat, um möglichst früh auf Probleme in Familien aufmerksam zu werden. Rund 1200 mal besuchte das Sozialamt im letzten Jahr Familien mit einem neugeborenen Kind. „Wenn Eltern die flexible Familienhilfe verstärkt annehmen und sich unterstützen lassen, ist das ein gutes Zeichen“, findet Konietzka.

Denn auch, wenn er sagt: „Unsere erste Frage ist immer: Was ist gut für das Kind“, weiß er angesichts der 1,4 Milliarden Euro Schulden, die auf der Stadt lasten, auch um die Kosten, die vor allem stationäre und längerfristige Erziehunghilfen, wie etwa die Unterbringung in einem Heim oder in einer Pflegefamilie mit sich bringen.

„Ein Heimplatz kostet im Schnitt 200 Euro pro Tag“, berichtet Konietzka. Für die Unterbringung in einer Pflegefamilie, muss die Stadt, je nach Alter der Kinder und Jugendlichen, monatlich zwischen 467 und 651 Euro, plus 223 Euro für die Pflegeeltern bezahlen.

„In der Erziehungshilfe gilt ambulante Hilfe vor Heimunterbringung, weil wir die Eltern in ihrer Erziehungskomptenz stärken und die Kinder so lange es geht, in ihrem gewohnten familiären Umfeld belassen wollen“, erklärt Mohr.

Dass die Zahl der flexiblen Familienhilfen 2012 angestiegen, aber alle anderen Erziehungshilfen (siehe Kasten) rückläufig sind und die Stadt ihre Kosten für Erziehungshilfe um eine Million auf 17,2 Millionen Euro senken konnte, sieht Thomas Konietzka als Erfolg einer vorbeugenden, frühszeitigen und verstärkt ambulanten Erziehungshilfe.
 

31 Mitarbeiter im Kommunalen Sozialen Dienst gehen in die Familien, um den Erziehungshilfebedarf festzustellen und zu planen. Die Ausführung der Erziehungshilfe überträgt das Sozialamt dann in der Regel an die Sozialverbände Caritas, Diakonie und Arbeiterwohlfahrt, an das Raphaelhaus oder an das Gerhard-Tersteegen-Institut, das zum Beispiel eine Tagesgruppe in Styrum betreut.

2012 gewährte das Sozialamt 470 Erziehungsberatungen. 2011 waren es 471. 40 Kinder (2011 waren es 45) wurden in einer Tagesgruppe betreut. 226 Kinder (2011 waren es 264) waren in einem Heim untergebracht und 134 statt 153 wurden in einer Pflegefamilie versorgt und erzogen. Drei statt sechs Familien bekamen eine längerfristige sozialpädagogische Familienhilfe. Zwei statt vier Kinder und Jugendliche erhielt eine intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung. Und die Zahl der seelisch behinderten Kinder und Jugendlichen, die bei ihrer gesellschaftlichen Eingliederung unterstützt wurden sank im Jahresvergleich 2011/2012 von 143 auf 120.

Dieser Text erschien am 25. April 2014 in der Neuen Ruhr Zeitung

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