Sonntag, 12. Mai 2013

Warum sich 65.000 Kirchentagsbesuicher vom Mülheimer Ben Klempel bewegen ließen: Eine Sonntagsgeschichte

„Das ist, als ob Sie einen Film sehen und sich fragen: Was hat das jetzt mit dir zu tun?“ So beschreibt der 36-jährige Mülheimer Ben Klempel das überwältigende und fast unwirkliche Gefühl, als 65.000 Besucher des Evangelischen Kirchentages am Freitagabend im Hamburger Stadtpark auf seine Popmusik tanzten.


Das knapp dreiminütige Tanzhappening war als musikalisches und gruppendynamisches Zwischenspiel einer Veranstaltung gedacht, mit der die Kindernothilfe ihre internationale Hilfskampagne „Bildung ändert alles“ vorstellte.

Auf Empfehlung eines Musikers und im Auftrag der Kindernothilfe hatte der Musikproduzent, der sich jetzt als Marketingberater selbstständig gemacht hat, mit Synthesizer, Sampler, Sitar, Percussions, Computer und Schlagzeug in seinem heimischen Tonstudio einen „Dancesong“ komponiert, der Rhythmen aus Asien, Afrika, Europa und Lateinamerika miteinander verband.

Dafür investierte er 14 Arbeitstage und fand in seinen beiden Kindern Gunnar (eineinhalb Jahre) und Marlene (drei Jahre) seine ersten begeisterten Zuhörer. „Mir war es wichtig, das soziale Anliegen zu unterstützen, weil man als junger Vater einen ganz anderen Blick für die Belange von Kindern bekommt. Deshalb habe ich die Arbeit, bei der ich meine Leidenschaft für Musik mit einer sinnvollen Sache verbinden konnte, auch für einen echten Freundschaftspreis gemacht“, unterstreicht der engagierte Existenzgründer.

Bei der Kirchentagsveranstaltung im Hamburger Stadtpark wurde dem Mitglied der evangelisch-freikirchlichen Christus-Gemeinde wieder einmal deutlich, „dass Musik ein Medium und ein Kommunikationsmittel ist, das alle Menschen verstehen und das auch unterschiedliche Kulturen mühelos miteinander verbinden kann.“

Und warum ist eigentlich bei Kirchentagen so viel Musik drin und so viele Besucher da, während der sonntägliche Kirchenbesuch in den Gemeinden oft zu wünschen lässt? Klempel glaubt: „In einer Zeit, in denen vielen Menschen im Alltag die moralische Messlatte abhanden gekommen ist, suchen und finden sie bei Kirchentagen eine positive, friedliche Stimmung, in der sie etwas von dem fairen Umgang spüren, den sie in ihrem Alltag oft vermissen. Hier zeigt sich die Kirche einfach mal sehr vielseitig und integrativ und nicht so bürgerlich und verstaubt, wie es dem Bild entspricht, das sich viele Menschen von Kirche machen.“


Dieser Text erschien am 8. Mai 2013 in der Neuen Ruhr Zeitung

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