Samstag, 19. Oktober 2013

Um Antwort wird gebeten: Mit einer Umfragte unter Senioren will die Stadt herausfinden, wo und wie sie für ihren Alltag Hilfestellung brauchen:

Wie vertraut ist Menschen über 60 ihr Stadtteil? Welchen Hilfebedarf haben sie und wen fragen sie, wenn sie Hilfe brauchen? Das möchte das Sozialamt von den 1070 Senioren in der Stadtmitte erfahren. Doch bisher liegen nach Angaben des Sozialamtes aber nur 100 ausgefüllte Fragebögen vor.

„Wir brauchen mindestens 250 ausgefüllte Fragebögen, um zu einem signifikanten Ergebnis zu kommen“, weiß der federführende Sozialplaner des Sozialamtes Jörg Marx vom Institut für angewandtes Management und Organisation in der sozialen Arbeit. Das Institut der Fachhochschule Köln wird die Ergebnisse der Befragung wissenschaftlich auswerten. Mit konkreten Ergebnissen rechnet Marx im ersten Quartal 2014. Bisher haben zwölf ehrenamtliche Interviewer 500 Senioren aufgesucht. In rund 50 Prozent wurde aber eine Teilnahme an der Befragung abgelehnt.

„Die Reaktionen, die ich erlebt habe, waren sehr unterschiedlich. Sie reichten von Freude und Begeisterung für das Projekt bis hin zu purer Ablehnung“, beschreibt Hermann Klauer seine Erfahrungen. Der 63-jährige hat bisher über 30 Interviews geführt. Manchmal erlebte er bei seinen Gesprächspartnern große Aufgeschlossenheit und sogar die Bereitschaft sich selbst zu engagieren. Manchmal stieß er aber auch auf Angst, Abschottung und Einsamkeit. Überrascht haben ihn immer wieder die krassen Kontraste zwischen gut funktionierenden Hausgemeinschaften und totaler Anonymität.

Nachdem jetzt auch die Arbeiterwohlfahrt ihre Unterstützung zugesagt hat und Besucher ihrer Seniorentagesstätte an der Bahnstraße befragen lassen will, ist Marx zuversichtlich, mindestens 250 aussagekräftige Fragebögen zusammenzubekommen. Senioren aus der Stadtmitte, die sich noch nachträglich an der Befragung des Sozialamtes beteiligen möchten, können sich auch jetzt noch an ihn wenden. „Wir fragen nicht nach persönlichen und finanziellen Verhältnissen“, macht Marx potenziellen Gesprächspartnern Mut, sich den ehrenamtlichen Interviewern, die sich ausweisen können, zu öffnen.

Hintergrund der im Juli gestarteten Befragung ist das Ziel, ein System ehrenamtlicher Bürgerlotsen aufzubauen. Sie sollen, zum Beispiel durch ein Button oder als ausgewiesene Mitarbeiter in kooperationsbereiten Geschäften vom Kiosk bis zur Apotheke als „erkennbare Wegweiser“ für Senioren in der Stadtmitte ansprechbar sein, und ihnen den Weg zum Ziel aufzeigen. „Solche Bürgerlotsen müssen nicht alles wissen, aber sie können dann zum Beispiel die Frage beantworten, wo Senioren professionelle Hilfestellung bekommen können, wenn sie zum Beispiel wissen wollen, wie viel eigentlich ein Platz im Altenheim kostet oder wie man zum Beispiel Kontakt zu einem Schachclub bekommt, in denen man mit andren sein Hobby pflegen und Geselligkeit erleben kann“, erklärt Sozialplaner Marx das Prinzip. Solche Bürgerlotsen sollen als Bindeglied zwischen Bürgerschaft und professionellen Dienstleistern agieren und, wie Marx es ausdrückt, „den Grad der Bekanntheit erhöhen und so der Anonymität entgegenwirken.“ Das Projekt zur Förderung der Lebensqualität im Alter ist auf drei Jahre angelegt und wird vom Bundesbildungsministerium gefördert. 15 interessierte Bürger haben dem Sozialamt schon jetzt ihre Bereitschaft signalisiert, als ehrenamtliche Bürgerlotsen geschult und aktiv zu werden.

iWeitere Auskünfte zur Seniorenbefragung und zum Projekt Bürgerlotsen gibt Jörg Marx vom Sozialamt unter der Rufnummer 0208/455-5012

Dieser Text erschien am 9. Oktober 2013 in der Neuen Ruhr Zeitung

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