Freitag, 23. August 2013

Wie kann man den Kampf gegen multiresistente Krankheitserreger und MRSA-Keime gewinnen? Ein Gespräch mit der Hygienebeauftragten des Evangelischen Krankenhauses, Gabriele Kantor

In einigen Duisburger Krankenhäusern haben sich (wie berichtet) die Infektionen mit dem multiresistenten MRSA-Keim gehäuft. Ein Mann ist gestorben. Müssen sich auch Mülheimer Patienten sorgen und was kann man gegen MRSA-Keime machen? Darüber sprach ich für die NRZ mit der Hygienebeauftragten des Evangelischen Krankenhauses, Gabriele Kantor.


Frage: Kann man ausschließen, dass auch in einer Mülheimer Klinik ein Patient an einer MRSA-Infektion sterben könnte?

Antwort: Nein, dass kann man nicht, weil gerade lange Krankenhausaufenthalte mit mehreren operativen Eingriffen und Antibiotikabehandlungen immer die Gefahr eine MRSA-Infektion in sich bergen, auch wenn wir bisher noch keinen Todesfall hatten, der ursächlich auf eine MRSA-Infektion zurückzuführen gewesen wäre.

Frage: Ist der MRSA-Erreger ein reiner Krankenhauskeim?

Antwort: Nein. Denn 90 Prozent der betroffenen Patienten bringen den MRSA-Keim, bereits mit ins Krankenhaus. Er kann sich auf ihrer Haut oder in ihrer Nasenschleimhaut festgesetzt haben, ohne dass sie bereits erkrankt sind.

Frage: Was tun Sie, um die Ausbreitung von MRSA in Ihrem Krankenhaus zu verhindern?

Antwort: Nach dem wir 2010 festgestellt haben, dass drei Prozent unserer Patienten damals MRSA-positiv waren, haben wir ein entsprechendes Hygiene- und Risikomanagement eingeführt, um möglichst schnell herauszufinden, wo die Quelle eines MRSA-Erregers vorliegt und wie wir die Kette seiner Ausbreitung unterbrechen können. Außerdem haben wir unter der Leitung des Gesundheitsamtes ein lokales MRE-Netzwerk initiiert, um zusammen mit dem St. Marien-Hospital, den Mülheimer Altenheimen, den ambulanten Pflegediensten, den Hausärzten und den Krankenkassen einen gemeinsamen Standard im Hygiene- und Risikomanagement zu erreichen und zu praktizieren.

Frage: Wie sieht Ihr MRSA-Risikomanagement aus?

Antwort: Zunächst befragen wir alle Patienten, die stationär aufgenommen werden nach Risikofaktoren, die eine MRSA-Infektion begünstigen. Das können eine frühere MRSA-Infektion, ein Krankenhaus- oder Rehaaufenthalt in den letzten zwölf Monaten oder eine Dialyse-Behandlung sein. Vor allem Patienten, die regelmäßig künstliche Zugänge gelegt bekommen, haben ein erhöhtes MRSA-Risiko. Liegt ein solcher Risikofaktor vor, werden Patienten isoliert und auf MRSA getestet. Erst wenn das Laborergebnis nach spätestens vier Stunden vorliegt und eine MRSA-Infektion ausgeschlossen werden kann, werden die betroffenen Patienten auf ihre normale Station verlegt.

Frage: Wie sieht Ihr Hygiene-Management gegen MRSA aus?

Antwort: Weil 95 Prozent der MRSA-Keime über die Hände übertragen werden, spielt die Handdesinfektion eine zentrale Rolle. Deshalb gibt es im Eingangsbereich, aber auch in allen Behandlungsräumen und in allen Patientenzimmern Handdesinfektionsmittelspender. Bis 2014 wollen wir an jedem Patientenbett ein solches Handdesinfektionsgerät haben. Nicht nur die Handdesinfektion, sondern auch andere Hygienemaßnahmen, wie Schutzhandschuhe, Atemmasken oder Schutzkittel werden regelmäßig überprüft und durch Fortbildungen vermittelt und vertieft. Außerdem achten wir bei Behandlungen auf einen sehr gezielten und im Zweifelsfall zurückhaltenden Einsatz von Antibiotika.

Frage: Was kann man tun, wenn ein Patient MRSA-Träger ist?

Antwort: Dann bleibt er so lange isoliert, bis er MRSA-Keim frei ist. Besiedeln MRSA-Keime die Haut eines Patienten wird er mit antibakterieller Seife gewaschen. Hat sich der MRSA-Keim in der Nasenschleimhaut festgesetzt, wird der Patient mit einer entsprechenden Spezialsalbe behandelt. Nach der Behandlung, die etwa eine Woche dauert, wird der Patient dann erneut auf MRSA getestet. Außerdem legen wir wert darauf, dass auch der Hausarzt oder das Pflegeheim des Patienten auf unserem Überleitungsbogen über die MSRA-Infektion informiert wird, um erst gar keine Informationslücke entstehen zu lassen.

Dieser Text erschien am 21. August 2013 in der Neuen Ruhr Zeitung

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