Montag, 15. Februar 2010

Einmal Prinz und Prinzessin sein: Ein Gespräch mit dem amtierenden Prinzenpaar der Stadt Mülheim


Kurz vor dem Beginn der tollen Tage hatte ich Gelegenheit, das folgende Gespräch mit den mölmschen Tollitäten Prinz Markus und Prinzessin Sandy (Uferkamp) zu führen, in dem sie ihre Sessionserfahrungen Revue passieren ließen und über ihr ganz persönliches Karnevals-Credo sprachen.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Prinzen- und Prinzessinnenrolle besonders gut?
Markus: Den Karneval mal aus einer anderen Sicht zu erleben. Ich kann jetzt aus eigene Erfahrung sagen: Einmal im Leben Prinz zu sein, durch volle Säle zu ziehen und Menschen zu erfreuen ist großartig.
Sandy: Es macht riesig Spaß und ist nicht so stressig, wie ich vorher geglaubt hatte. Ich finde es spannend mal über den närrischen Tellerrand meiner eigenen Gesellschaft Blau Weiß hinauszuschauen.

Sind die Säle heute wirklich noch voll?
Markus:
Man darf Mülheim nicht mit rheinischen Karnevalshochburgen vergleichen. Wenn etwa der MCC mit seinem Fest der Feste am Samstag 300 Leute in die Stadthalle bekommen hat, ist das eine beachtliche Leistung. Die Stimmung in den Sälen ist gut. Und wenn sich herumspricht, dass auch die Qualität des Programms stimmt, werden auch die Säle wieder voller, sobald die Wirtschaft wieder anzieht.

Woran mussten Sie sich als närrische Regenten erst gewöhnen?
Sandy:
An das Sprechen auf der Bühne und vor vielen Leuten. Ich habe mir Karten mit Stichworten zurecht gelegt, damit ich nicht ins Stottern komme. Doch wenn man das fast täglich macht, wird man lockerer und sicherer.
Markus: Für mich war es gewöhnungsbedürftig, nicht im schwarzen Anzug, sondern im weißen Prinzenornat zur Karnevalsveranstaltung zu gehen. Man bewegt sich in so einem Kostüm doch ganz anders. So etwas kann man auch nicht wirklich proben. Aber inzwischen lebe ich die Rolle, die mir als Prinz vorgegeben ist.

Warum sollte man zum Möhnensturm und zum Rosenmontagszug kommen?
Sandy:
Das gehört doch zum Karneval dazu. Wir feiern zusammen und erobern die närrische Regentschaft. Dann bekomme ich endlich auch mal das Zepter in die Hand. Und wenn wir dann noch die Stadtschlüssel erobern, gehört uns Narren die Stadt.
Markus: Wir wissen auch schon, wie wir das anfangen. Aber verraten dürfen wir natürlich noch nichts. Ich kann nur sagen: Jede Karnevalsveranstaltung ist für sich einzigartig. Und das gilt auch für den Möhnensturm und den Rosenmontagszug.

Haben Tollitäten vor den tollen Tagen Lampenfieber?
Sandy:
Lampenfieber hatten wir nur vor der Prinzenproklamation. Jetzt sind wir lockerer und freuen uns nur noch auf das, was in den tollen Tagen auf uns zukommt.

Wie können Sie die närrische Regentschaft mit der Leitung ihres Gerüstbauunternehmens verbinden?
Markus:
Da ich das Unternehmen zusammen mit meiner Schwester leite und auch gute Bauleiter habe, auf die man sich verlassen kann, kann ich mir für die tollen Tage frei nehmen. Anders ginge das auch nicht, wenn man als Prinz an diesen Tagen nicht den Kopf frei hätte. Außerdem ist die Auftragslage unserer Branche im Winter etwas ruhiger. Im Sommer hätte ich das gar nicht machen können.

Feiern Frauen anders Karneval als Männer?
Sandy:
Also der närrische Hausfrauennachmittag der MükaGe-Müttergarde im Handelshof war schon toll. Das hat Spaß gemacht. Da tobte der Saal und die jecken Wiwer standen auf den Stühlen.

Markus: Ich glaube nicht, dass Männer anders Karneval feiern als Frauen. Wer wirklich jeck ist, ob Mann oder Frau, feiert den Karneval ausgelassen und stimmungsvoll.

Wann bekommen Sie Spaß an der Freude?
Sandy/Markus: Wenn wir unseren Humor versprühen können und merken, dass wir damit beim Publikum gut ankommen.

Worüber können Sie gar nicht lachen?
Sandy/Markus:
Über Regen und Schnee an Weiberfastnacht und Rosenmontag. Und natürlich darüber, dass wir am Aschermittwoch unsere Insignien wieder abgeben müssen.

Was werden Sie nach Aschermittwoch vermissen?
Sandy:
Natürlich den Karneval mit seiner Fröhlichkeit und seinen schönen Prunksitzungen.
Markus: Aber nach Aschermirttwoch ist ja auch vor dem Elften im Elften. Nur die Zeit bis dahin muss man irgendwie überbrücken.

Was nehmen Sie aus der Fünften Jahreszeit für den Ernst des Lebens mit?
Sandy:
Wir sind viel lockerer geworden und haben gelernt vor großem Publikum frei zu sprechen.
Markus: Ich kann nur sagen. Es ist eine tolle Erfahrung. Ich würde es wieder machen und jedem dazu raten, der schon mal darüber nachgedacht hat, so etwas zu tun. Jede Minute und jeder Cent, den wir investiert haben, hat sich gelohnt.

Das Interview erschien am 8. Februar in der NRZ.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Trüber November

 Für den Evangelischen Kirchenkreis an der Ruhr und seine sechs Gemeinden ist der November nicht nur klimatisch trübe. Superintendent Michae...