Wenn man an Führungskräfte aus der Wirtschaft denkt, sieht man vor seinem geistigen Auge Schreibtischtäter mit Schlips und Kragen, die sich nicht die Finger schmutzig machen. Dass es auch anders gehen kann, zeigten am Samstag 14 Führungskräfte der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW).
An ihrem arbeitsfreien Tag zogen sie einen Overall über und nahmen den Pinsel in die Hand, um eine ehemalige Flüchtlingswohnung an der Vereinsstraße frisch zu streichen. Thomas Prattes, im richtigen Leben technischer Werkstattleiter bei RWW, ging davon aus, dass seine Kollegen und er im Laufe ihres auf sieben Stunden angesetzten Arbeitseinsatzes als Malerkolonne 50 Liter Wandfarbe und 7,5 Liter Lack für Heizkörper, Türen und Fensterrahmen verarbeitet haben werden. Hinzu kommen noch 55 Quadratmeter PVC-Boden, die in den nächsten Tagen verlegt werden.
"Wir hätten die notwendigen Renovierungsarbeiten gar nicht so schnell und hochwertig durchführen können", freute sich die stellvertretende Caritas-Direktorin Margret Zerres über die handfeste Hilfe aus dem so genannten Top-50-Kreis des RWWs, der seinem Namen an diesem Tag alle Ehre machte.
Neben der unentgeltlichen Arbeitskraft seiner Führungskräfte spendierte RWW auch die Materialkosten für die Renovierung und Büromöbel, die im eigenen Unternehmen ausgedient haben. Denn in der ehemaligen Flüchtlingswohnung an der Vereinsstraße 10, die die Stadt der Caritas zur Verfügung gestellt hat, sollen drei Büroräume für das im gleichen Haus ansässige Caritas-Zentrum Eppinghofen entstehen. Hier wird Zuwanderern und Flüchtlingen geholfen, aber auch Menschen, die von Obdachlosigkeit bedroht sind. Es geht um praktische Integrationshilfe.
Zerres hofft, durch die neuen Büroräume im Obergeschoss zusätzlichen Raum für Gruppenangebote im Untergeschoss des Hauses schaffen zu können. Dabei denkt sie zum Beispiel an Sprach- und Alphabetisierungskurse für Frauen aus Flüchtlings- und Zuwandererfamilien oder an eine Hausaufgabenbetreuung für deren Kinder.
"Wir wollen aber auch das eherenamtliche Engagement der Migranten fördern", unterstreicht die stellvertretende Caritas-Chefin. Denn ihr geht es darum, "dass wir nicht nur etwas für Zuwanderer tun, sondern uns alle als Mülheimer sehen, die überlegen, wie wir uns gegenseitig unterstützen können."
Bleibt die Frage, warum RWW-Führungskräfte für die Caritas und ihre Klienten den Pinsel in die Hand nehmen. Der technische Projektleiter Prattes formulierte seine Motivation so: "Ich wollte einfach mal etwas gutes für die Stadt Mülheim und für Menschen tun, die nicht auf der Sonnenseite leben." Der ebenfalls zur RWW-Malerkolonne gehörende Unternehmenssprecher Ulrich Schallwig, der bei der Mitgliederversammlung des Centrums für bürgerschaftliches Engagement den Kontakt zur Caritas herstellte, glaubt: "Das kann sich nur positiv für den Alltag in unserem Unternehmen auswirken, wenn man durch so eine Aktion Kollegen aus anderen Unternehmensbereichen mal ganz anders kennen lernt und mit ihnen in ganz anderen Zusammenhängen zusammenarbeitet."
Der Chef der RWW-Hauswerkstatt, Wolfgang Meisterknecht, sagte zu seinem ehrenamtlichen Anstreichertag: "Das ist Arbeit für einen guten Zweck, für die Caritas. Man weiß, dass es heute überall klemmt und die Gelder fehlen. Und für eine Sache mit einem so guten Hintergrund bin ich auch gerne bereit, etwas zu tun." Seine Kollegin Gabi Stachelhaus aus dem RWW-Informationmanagement formulierte es so: "Ich finde alle Projekte gut, bei denen man zusammenarbeitet und sich gegenseitig hilft."
Dieser Text erschien am 16.01.2010 i der NRZ
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