Freitag, 30. Oktober 2020

Mehr Liebe wagen

Kann man an gebrochenem Herzen sterben? Menschen, die sich auf ihre Rationalität etwas einbilden, mögen diese Annahme in das Reich der Phantasie und der Romantik verweisen. Doch ausgerechnet die neuen Chef-Kardiologen des Evangelischen Krankenhauses, die von Berufs wegen etwas vom Herzen verstehen, klärten mich jetzt darüber auf, dass Menschen, die in einer liebevollen und stabilen Partnerschaft leben wesentlich weniger anfällig für Herz-Kreislauf-Erkrankungen seien als jene Menschen, denen dieses Herzensglück nicht vergönnt ist. Wie als Bestätigung traf ich kurz darauf ein altes Mülheimer Ehepaar, das mir an seinem 60. Hochzeitstag das Erfolgsrezept seiner Ehe mit dem schlichten Satz erklärte: „Wir haben uns einfach geliebt!“ Das machte mich als Junggeselle schon nachdenklich und zeigte mir, dass es in unserem scheinbar so komplizierten und immer komplizierter werdenden Leben Dinge gibt, die einfach nur schön sind. Vielleicht sähe es in unserer großen und kleinen Welt ja etwas besser aus, wenn wir alle aus unserem Herzen keine Mördergrube machen würden, sondern etwas mehr Liebe wagen würden, damit wir alle noch möglichst lange gesund und munter und das heißt vor allem mit Herz und Verstand so zusammenleben, dass wir uns selbst und anderen von Herzen Gutes tun und Gutes können. Man muss ja nicht gleich zum äußersten greifen und heiraten.


Dieser Text erschien am 26. Oktober 2020 in der NRZ 

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