Freitag, 2. August 2019

Vom Hobby zum Beruf


„Warum machst du dein Hobby nicht zum Beruf“, fragte sich Frank Korte. Das war die Geburtsstunde seines Fahrradfachhandels, zu dem eine Reparaturwerkstatt gehört. Seit 25 Jahren ist der Herner Fahrradspezialist, der in seinem ersten Berufsleben als IT-Fachmann und Anlagenelektroniker gearbeitet hat, für alle eine gefragte Adresse, die sich auf zwei Rädern durchs Leben bewegen.

„Meine technische Ausbildung kommt mir heute zugute“, sagt Korte. Als er mit acht Jahren sein erstes Fahrrad bekam, dem zwei Jahre später ein Bonanzarad und sechs Jahre später sein erstes Rennrad folgten, war von E-Rädern und E-Tretrollern noch keine Rede. Auch Smartphones, mit denen man heute sein E-Rad steuern kann, kannte man damals noch nicht. Wie in der Autowerkstatt, gehört heute auch in der Fahrradwerkstatt der Kollege Computer selbstverständlich dazu. Technik und Werkzeuge sind spezieller und komplexer geworden. Seit große Unternehmen wie Panasonic oder Bosch in die Fahrradproduktion eingestiegen sind, sind Innovationszyklen der Branche schneller geworden. Früher reichte eine Sieben-Gang-Schaltung als Spitze des fahrradtechnischen Fortschritts noch für ein ganzes Jahrzehnt“, beschreibt Korte den Wandel in seinem Beruf, der für ihn Berufung ist. „Fahrradfahren ist für mich Mobilität und Freiheit“, sagt der 51-Jährige, der in seiner Jugend auch Radrennen gefahren ist.

Die umweltfreundliche und sparsame Mobilität des Fahrradfahren, dem E-Rad sei Dank, haben inzwischen auch Menschen für sich entdeckt, die früher nie aufs Rad gestiegen wären. „Die Elektronik im Rad macht das Radfahren auch für Menschen attraktiv, die weder jung noch sportiv sind und deshalb früher weder Radtouren gemacht oder mit dem Rad zur Arbeit gefahren wären, das jetzt aber als ein Stück ihrer Lebensqualität nicht mehr missen wollen“, stellt Frank Korte bei seinen generationsübergreifenden Beratungsgesprächen fest. „Gerade, weil die Fahrradtechnik sich in den letzten Jahren so innovativ entwickelt hat, ist eine individuelle Fachberatung wichtiger denn je, um herauszufinden, welches Rad zu welchem Kunden passt“, sagt Korte. Und er hat in seinem Geschäft auch schon die nächste Mobilitäts-Innovation auf zwei Rädern stehen. Auf dem Radweg vor seinem Geschäft führt er einen der neue E-Scooter vor, die aus seiner Sicht „perfekt für die Mobilität der letzten Kilometer zwischen Haltestelle und Arbeitsplatz sind.“

Wenn der Bundesrat Mitte Mai grünes Licht gibt, werden die bis zu 20 km/h schnellen E-Tretroller auch auf Rad- und Gehwegen unterwegs sein können. Doch ob mit oder ohne elektronische Verstärkung: Das schönste Fahrrad ist in den Augen von Frank Korte immer nur so schön, wie es die Radwege einer Stadt und die gegenseitige Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmer erlauben. Und was die Verkehrsinfrastruktur betrifft, daran lässt Frank Korte, keinen Zweifel können wir uns im Ruhrgebiet und in Deutschland noch das eine oder andere Beispiel etwa der Fahrradstraßen bei unseren europäischen Nachbarn in den Niederlanden und in Dänemark abschauen. Für Korte ist klar, dass dem Fahrrad in Zeiten des Klimawandels und des demografischen Wandels die verkehrstechnische Zukunft gehört, weil wir uns in unseren Städten keinen massenhaften Autoverkehr mehr leisten können und wollen.

Im Mai 2019 erschien in dieser Beitrag im Magazin Reviermanager

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