Freitag, 16. August 2019

Freibier statt Soli

Müßiggang ist aller Laster Anfang. Das sagt uns der Volksmund. Der hat gut Reden, auch wenn er sagt: „Wer nichts wird, wird Wirt!“ Beides ist natürlich eine maßlose Unterschätzung dessen, was es bedeutet, eine Gastwirtschaft so zu führen, dass sie wirtschaftlich und menschlich läuft wie das Bier aus dem Fass. Der Gastwirt muss von seiner Wirtschaft leben können. Und der Gast, der in die Wirtschaft geht, muss erst mal den Müßiggang dafür bekommen. Gestern las ich an dieser Stelle ernüchtert, dass seit 2007 jede vierte Kneipe ausgezapft hat, weil man an der Theke noch trinken, aber nicht mehr Leben noch lebenswert istrauchen darf.

So ist die Gastwirtschaft ein Spiegelbild der Volkswirtschaft, die eben auch von den Lastern des menschlichen Müßiggangs lebt. Was die Gesundheitsminister der Republik: („Rauchen tötet!“) plakativ verdammen, lässt bei ihren Kollegen aus dem Finanzressort die Sektkorken knallen, leider aber nicht „in der kleinen Kneipe in unserer Straße, wo das Leben noch Lebenswert ist“, wie es 1976 Peter Alexander besang.

Vielleicht sollte sich unser Bundeswirtschaftsminister, der ja offensichtlich auch kein Kostverächter ist, für eine Wirtschaftsförderprogramm einsetzen, in dem er den Solidaritätszuschlag Ost abschafft und in Form eines Freibierzuschlags der ganzen Republik zugutekommen lassen. Das wäre doch wirklich mal ein Akt der Solidarität, der die Wirtschaft im doppelten Sinne des Wortes ankurbeln würde und ein Grund zum Anstoßen wäre.


Dieser Text erschien am 16. August 2019 in der Neuen Ruhrzeitung

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