Samstag, 7. März 2015

Martina Ising - Die Mutter aller Garden

Das Bild sollte nicht täuschen. Wenn Martina Ising am Stock geht, dann nur zur Show, etwa zuletzt bei der Herrensitzung, als Silver-Girl in den Reihen der Ladykracher. Denn auch wenn die 47-Jährige heute als Trainerin so etwas, wie die Mutter aller Tanzgarden der Roten Funken ist, zieht es sie mit den Ladykrachern auch heute noch auf die Bühne.

„Wenn man einmal damit angefangen hat, kann man damit nicht mehr aufhören“, sagt Martina Ising über das Tanzen im Karneval. Und sie lässt keinen Zweifel daran, dass der Applaus und die Anerkennung, die man mit einer Tanzshow vom geneigten Publikum bekommen kann, „gut für das eigene Selbstbewusstsein sind.“ Die Frau muss es wissen, fing sie doch schon in den 70er Jahren mit dem Karnevalstanz an. Damals ließ sie sich von der Mutter einer Freundin zum Tanztraining des Mülheimer Karnevalsvereins mitnehmen. Später wechselte sie zu den Roten Funken, blieb dem Tanzen aber treu. „Ich habe zwischendurch mal eine Pause eingelegt, als Jungs, Disco und andere Dinge für mich interessanter wurden, als der Karneval“, erinnert sich Ising an ihre Auszeit in den 80er Jahren. Doch als sie dann mal wieder beim Rosenmontagszug vorbeischaute, fiel ihr ein: „Das war doch eigentlich ganz schön. Geh doch mal wieder hin.“ Bei den Roten Funken ist man heilfroh über ihr Comeback.

Wenn man die jungen Damen aus ihren Garden, die sie zweimal pro Woche in der Styrumer Feldmannstiftung trainiert, nach ihrer Trainerin befragt, dann beschreiben sie Martina Ising als eine humor- und verständnisvolle Frau, die mit ihrer markanten Stimme bei Bedarf auch schon mal lauter werden kann. Auch wenn die Trainerin betont, „dass der Karnevalstanz nicht perfekt sein muss, sondern vor allem Spaß machen soll“, lässt sie doch keinen Zweifel daran, dass es ganz ohne Disziplin und Anstrengung vor, auf und hinter der Bühne nun mal nichts geht. Für sie selbst ist „das Gefühl von Zusammengehörigkeit“ und „der Stolz auf das gemeinsam Erreichte“, eine wichtige Inspirationsquelle, aus der Sie auch ihre Tanzgardistinnen schöpfen lässt. Mit einer Tanzgarde, davon ist Ising überzeugt, „kann man Mädchen nicht nur von der Straße holen“, sondern ihnen auch Teamgeist und Durchhalte- vermögen  beibringen. Für die Trainerin ist es auch eine wichtige Lebenserfahrung, „auch dann wieder auf die Bühne zurückzukommen, wenn vielleicht mal etwas schiefgelaufen ist.“

Ising ist immer wieder begeistert, wenn sie im Training Mädchen erlebt, „die sich anfangs sehr schwertun und auch sehr schüchtern sind und dann aber im Laufe der Zeit immer mehr aus sich herausgehen und über sich hinauswachsen.“
Ihr wichtigstes Kapital sieht Martina Ising darin, „dass ich ein fröhliches Gemüt habe und gut auf Menschen zugehen kann.“ Das kommt ihr nicht nur als Gardetrainerin bei den Roten Funken, sondern auch bei ihrer menschlich herausfordernden und anspruchsvollen Arbeit als Pflegekraft im Altenkrankenheim des Evangelischen Krankenhauses zugute. Sowohl in ihrem pflegerischen Berufsleben, als auch in ihrem karnevalistischen Privatleben hat sie eines immer wieder begriffen: „Man muss das Leben nehmen, wie es ist und das Beste daraus machen.“
Dass die Trainerin mit dieser Haltung auf Menschen anziehend wirkt, wird wohl auch daran deutlich, dass ihre Tanzgarden durch Mund-zu-Mund-Propaganda immer wieder neuen Zulauf bekommen, weil eine Tanzgardistin eine Freundin zum Training mitbringt. Und auch die Tatsache, dass sie ihre eigene Tochter Chantal als Gardetänzerin und Co-Trainer hat gewinnen können, spricht für ihre Qualitäten.

Dieser Text erschien am 21. Januar 2015 in der Neuen Ruhr Zeitung

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