Sonntag, 21. Februar 2021

Mölmscher Aschermittwoch

Heute ist Aschermittwoch. Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Doch was ist eigentlich vorbei. Der Karneval hat bestenfalls punktuell und digital stattgefunden. Also haben wir auch keinen Grund, in Sack und Asche zu gehen und um den Hoppeditz zu trauern. Der hat ja in dieser Session gleich durchgeschlafen. So mancher Zeitgenosse, dem auch schon vor Aschermittwoch die Heiterkeit abhanden gekommen ist, würde es ihm sicher gerne gleichtun und erst wieder aufwachen, wenn der Coronavirus und seine Folgen Geschichte sind. Das gleiche ermüdende Gefühl mag auch manchen Gewerbetreibenden beschleichen, den der Lockdown ins Schleudern bringt. Und auch als glatteis-geschädigter Fußgänger, der auf Mülheims Gehwegen immer wieder in einen Schleudergang gerät, möchte gerne mal mit den Eisheiligen Schlitten fahren, die die Gehwege nicht vom Eis befreien, obwohl sie vom Amts- und Rechtswegen dazu verpflichtet sind. Mülheim, frei nach Heinrich Heine ein Wintermärchen: “Denk nicht in Mülheim an der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht!” Besser nicht. Denn wir brauchen unseren Schlaf gerade jetzt, um am Tag hellwach zu sein und die Unebenheiten des Lebens mit dem Humor zu ertragen, der, wie wir durch Joachim Ringelnatz wissen: Nicht nur zur fünften Jahreszeit “verhindert, dass uns der Kragen platzt!” Und weil wir spätestens ab dem 11.11.2021 wieder jeck, aber keine Narren sein wollen, sollten wir uns mit Erich Kästner sagen: “Wird’s besser? Wird’s schlecht? So fragt man sich alljährlich. Doch seien wir ehrlich. Das Leben ist immer lebensgefährlich.” In diesem Sinne wünsche ich uns allen Hals und Beinbruch. Aber bitte! Nehmen wir’s nicht zu wörtlich. 


aus der NRZ vom 17.02.2021

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