Sonntag, 29. März 2020

So arbeiten die Sozialverbände in der Corona-Krise


„Die exakten finanziellen Auswirkungen der Corona-Krise kann ich noch nicht abschätzen. Aber wir können mit unseren öffentlichen Geldgebern (Bund, Land und Sozialfonds der Europäischen Union weiter Fachstunden abrechnen, die wir jetzt zum Teil von Präsenz- auf Telefonberatung umstellen mussten. Dass eingeplante Mittel weiter fließen, ist ein positives Signal und lässt uns hoffen, dass wir unsere Angebote, die von 120 Mitarbeitern bewerkstelligt werden, langfristig fortführen und nicht einstellen müssen“, sagt die Geschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt, Michaela Rosenbaum. „Die berechtigten Anforderungen der Gesundheitsvorsorge zwingen uns zu einem schwierigen Spagat“, betont die Awo-Chefin. Auch in Corona-Zeiten kommt Sozialarbeit nicht ganz ohne soziale Kontakte aus. So ist das Café Light derzeit geschlossen. Dennoch vereinbaren Mitarbeiter der Awo-Drogenhilfe mit ihren Klienten vor Ort an der Gerichtsstraße Einzeltermin, damit zum Beispiel Spritzen getauscht und Wäsche zu waschen. Auch die aufsuchende Familienhilfe geht in begründeten Einzelfällen unter verschärften Sicherheits- und Hygieneregeln im persönlichen Kontakt weiter, wenn es darum geht, eine mögliche Gefährdung von Kindeswohl abzuwenden. Auch die Betreuungsarbeit in den beiden jetzt durch eine Besuchssperre abgeschirmten Awo-Wohnhäusern für psychisch kranke Menschen wird im persönlichen Kontakt, aber unter verschärften Sicherheits- und Hygieneregeln fortgesetzt.


„Die Corona-Krise stellt für uns eine finanzielle und organisatorische Herausforderung dar und wird uns zu Anpassungen zwingen“, sagt die Geschäftsführerin des Deutschen Roten Kreuzes, Natalia Thoma. Erste-Hilfe-Kurse fallen corona-bedingt ebenso aus wie die Fahrdienste für die geschlossenen ambulanten Tagespflegestationen. Das sorgt für Einnahmeausfälle und trifft das DRK mit seinen 77 hauptamtlichen Mitarbeitern hart. Die Finanzierung der Rot-Kreuz-Kita „Rettungszwerge“, in der 17 Mitarbeiterinnen beschäftigt sind, sieht Thoma durch Landesmittel im Wesentlichen gesichert. Dort sorgen die Mitarbeitenden im rotierenden Schichtdienst für eine Kinder-Notfallbetreuung für Eltern, die als Schlüsselpersonen beruflich unabkömmlich sind. Der DRK-Bürgertreff in Broich und die Geschäftsstelle an der Aktienstraße sind geschlossen, letztere ist aber telefonisch erreichbar und personell besetzt. Im Menüservice werden die Kunden mithilfe von Tiefkühlfrischekost in Wochenkartons kontaktfrei beliefert. Auch beim Hausnotrufdienst gelten besondere Schutz- und Abstandregeln, um die Mitarbeiter und Kunden zu schützen.


„Die wichtigste Nachricht ist, dass das Diakonische Werk weiter geöffnet hat. Wir haben den direkten und persönlichen Publikumsverkehr gemäß den gesetzlichen Erlassen zwar seit dem 18. März 2020 eingestellt, sind aber mit allen Arbeitsbereichen und Abteilungen weiter im Dienst“, betont die stellvertretende DW-Geschäftsführerin Birgit Hirsch-Palepu. Ratsuchende können sich mit ihren Anliegen an die Fachkräfte der Diakonie wenden. Beratungstermine werden derzeit eher telefonisch und per E-Mail gemacht. Bei Bedarf stehen die Mitarbeiter der Diakonie auch für persönliche Beratungstermine unter den vorgegebenen gesicherten Bedingungen zur Verfügung. Derzeit ist die Diakonie dabei, Beratungs-Kontakte mit modernen technischen Möglichkeiten einzurichten, damit man auch Beratungsgespräche per Video führen kann. Geschlossen hat derzeit die Integrationsfachschule, die Durchführung dieser Kurse ist zunächst bis zum 19. April 2020 ausgesetzt. Auch hier wird der Kontakt zu den Schülern weiter aufrechterhalten, weil gerade jetzt in persönlichen Dingen Beratungsbedarf besteht. Wichtig ist für alle Wohlfahrtsverbände, aus der Sicht Hirsch-Palepus, dass das Bundeskabinett am 23. März beschlossen hat, auch die Wohlfahrtsverbände unter den nationalen Rettungsschirm zu nehmen.

Dieser Text erschien am 28. März 2020 in NRZ & WAZ

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