Beim Thema Seelsorge denkt man nicht ans Radfahren. Und "Radfahrern", die nach unten treten, aber nach oben buckeln, ist alles zuzutrauen, aber keine Seelsorge.
Doch im Auftrag der Münsteraner Bistumszeitung Kirche und Leben hatte ich jetzt Gelegenheit Menschen aus einer Caritas-Gruppe in Kamp Lintfort kennenzulernen, die als ehrenamtliche Riksha-Chauffeure genau das sind, Seelsorger, die sich für ihre immobilen, alten, kranken und behinderten Mitmenschen immer wieder gerne abstrampeln. Zwischen Mai und Oktober radeln die 51 Riksha-Piloten insgesamt rund 4000 Kilometer, um ihre Fahrgäste durch das schöne Kamp Lintfort und seine Umgebung zu kutschieren. Natürlich bleibt bei ihren unentgeltlichen undunbezahlbaren Stadtrundfahrten mit den inzwischen sieben gestifteten und gesponserten E-Bike-Riksha viel Zeit, um sich Geschichten aus dem Leben und aus der eigenen Stadt zu erzählen, nicht nur beim Fahren und Gefahren werden, sondern auch während der immer eingelegten Kaffee- Kuchen und Eispause.
"Wir bewegen Menschen und werden so von ihnen selbst bewegt!" So bringen die Gründer und Organisatoren des ganz besonderen Fahr- Pfarr- und Seelsorgedienstes rund um den Kirchturm von St. Josef, Maria Dalsing, Hans-Peter Niedwiedz und Chirstioph Kämmerling die 2023 gestartete Erfolgsgeschichte ihrer rollenden Seelsorge auf den Punkt.
Bemerkenswert ist, dass die unter dem Banner der Caritas fahrenden Riksha-Chauffeure und Chauffeurinnen inzwischen nicht nur interkonfessionell, sondern sogar interreligiös unterwegs sind, weil sie, wie sie im Gespräch immer wieder betonen, glücklichere Menschen geworden sind, in dem sie Mitmenschen mit etwas Zeit und Einfühlungsvermögen, eine Freude bereiten und ihnen so ein Lächeln ins Gesicht zaubern können. Wer schon mal beim monatlichen Bikertreff der radelnden Caritas-Seelsorger dabei gewesen ist, kann bestätigen. Soziale Gruppendynamik, Lebensfreude und positive Energie, die wir nicht nur in der Kirche, sondern in unserer gesamten Gesellschaft oft schmerzlich vermissen, sind hier mit Händen zu greifen und mit allen Sinnen zu spüren.
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